TV-Tipp des Tages: "Das Geheimnis in Siebenbürgen" (ZDF)

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TV-Tipp des Tages: "Das Geheimnis in Siebenbürgen" (ZDF)
TV-Tipp des Tages: "Das Geheimnis in Siebenbürgen", 14. Mai, 20.15 Uhr im ZDF
Es ist seit einigen Jahren ein beliebtes Sujet deutscher Fernsehfilme, die Heldinnen und Helden in die Region ihrer Kindheit zurückkehren zu lassen. Konfrontiert mit den eigenen Wurzeln, entdecken sie, dass sich ihr Leben seit dem Auszug aus der Heimat in eine falsche Richtung entwickelt hat. Meist kommt überdies noch eine Jugendliebe ins Spiel, so dass dem Happy End nichts im Wege steht.

Die Handlung des Dramas "Das Geheimnis in Siebenbürgen" besteht im Grunde aus den gleichen Versatzstücken; und doch erzählt der Film eine völlig andere und zudem ungleich anspruchsvollere Geschichte (Buch: Thomas Kirchner), ohne dabei je ein möglichst großes Publikum aus den Augen zu verlieren.

Schon der Einstieg ist nicht zeitlos und beliebig: Lukas Schauttner (Oliver Stokowski) soll im Auftrag seiner Berliner Firma nach Rumänien reisen, um dort einen kleinen Betrieb zu begutachten. Seine Bewertung soll nach Möglichkeit negativ ausfallen, denn die im Rahmen der EU-Subvention kassierten Gelder sind nicht in den Osten geflossen, sondern in Berlin geblieben. Lukas sträubt sich, muss sich aber beugen, schließlich spricht er die Landessprache.

Gattin Doris (Katharina Böhm) merkt natürlich, dass irgendwas nicht stimmt, und ahnt auch, wo die Ursache des Übels liegt: Lukas' Eltern (Gudrun Ritter, Ernst Georg Schwill) sind Siebenbürger Sachsen und vor gut zwanzig Jahren nach Deutschland emigriert. Die Zeit in Rumänien ist in der Familie ein Tabuthema. Um so heftiger erlebt Lukas die Konfrontation mit der Vergangenheit: In seinem früheren Heimatdorf begegnet man ihm mit größtem Misstrauen; und das nicht nur, weil alle ahnen, dass sein Gutachten zur Schließung des Betriebs führen könnte.

Alte Gefühle kehren schlagartig zurück

Oliver Stokowski ist eine ausgezeichnete Besetzung für die Hauptrolle. Der Trip nach Transsylvanien ist zwar zunächst alles andere als die klassische Heldenreise, aber Lukas tritt sie trotzdem mit äußerst gemischten Gefühlen an, was Stokowski jedoch nie ausspielt, sondern auf subtile Weise buchstäblich verkörpert. Spätestens die optische Verfremdung der subjektiven Perspektive verdeutlicht zudem, wie wenig unbefangen Lukas seine alte Heimat wahrnehmen kann.

Treffliche Ergänzung zu Stokowski ist Jürgen Tarrach als Leiter der Fabrik, ein umgänglicher Gemütsmensch mit unerschütterlicher Zuversicht. Ungleich wichtiger aber ist die Ungarin Dorka Gryllus als Jugendliebe Mara, mit der Lukas ein traumatisches Erlebnis verbindet. Diese Erfahrung hat ihn damals derart erschüttert, dass er sie seither in einem tiefen Winkel seiner Seele verborgen hält. Durch die Begegnung mit Mara kehren die alten Gefühle schlagartig zurück, die Liebe wie auch der Schock, als seine Welt zerbrach und seine Familie das Land verlassen musste.

Große Themen, große Emotionen: "Die Seele geht andere Wege als wie der Verstand", sagt Lukas' Pensionswirtin. Und doch gelingt es Regisseur Martin Enlen, die Geschichte mit kleinen Gesten zu inszenieren, was der Glaubwürdigkeit des Films und damit auch seiner Qualität ungeheuer gut tut.