Trotz zunehmender Gewalt: Ecuador wählt am Sonntag neuen Präsidenten

Trotz zunehmender Gewalt: Ecuador wählt am Sonntag neuen Präsidenten

Berlin, Quito (epd). Trotz zunehmender Gewalt wird in Ecuador am Sonntag ein neuer Präsident gewählt. Vor eineinhalb Wochen wurde der Präsidentschaftsbewerber Fernando Villavicencio von Drogenbanden ermordet. Als Journalist und Abgeordneter hatte er immer wieder die weitverbreitete Korruption in Ecuador kritisiert und der Politik Verbindungen zur organisierten Kriminalität vorgeworfen.

Rund 13,4 Millionen Wahlberechtigte sind aufgerufen, über das Staatsoberhaupt und die 137 Mitglieder der Nationalversammlung abzustimmen. Nach dem Anschlag auf Villavicencio hatte Präsident Guillermo Lasso für 60 Tage den Ausnahmezustand verhängt. Das Militär patrouilliert in den Städten.

Die Wahlkommission CNE bestätigte inzwischen, dass der Journalist Christian Zurita den Platz von Villavicencio als Kandidat der Mitte-Links-Partei Construye einnehmen kann. In den Umfragen führt mit rund 25 Prozent Luisa González von dem Bündnis Revolución Ciudadana, die von dem linkspopulistischen Ex-Präsidenten Rafael Correa (2007 bis 2017) unterstützt wird. Allerdings müsste sich die 45-jährige Rechtsanwältin laut den Umfragen einer Stichwahl stellen.

Auf den weiteren Plätzen folgen der indigene Umweltaktivist Yaku Pérez, der 2021 bereits als Präsidentschaftskandidat antrat, der konservative Politiker Jan Topic und der ehemalige Vizepräsident Otto Sonnenholzner.

Die Corona-Pandemie traf das Andenland besonders hart. Von den wirtschaftlichen Folgen hat sich Ecuador bisher nicht erholt. Mehr als ein Viertel der Bevölkerung lebt in Armut, auf dem Land ist es weit mehr als die Hälfte. Aufgrund seiner strategisch günstigen Lage zwischen Kolumbien und Peru sowie seinen Pazifikhäfen ist Ecuador inzwischen zum Hauptumschlagplatz für Kokain nach Europa geworden.

Die vorgezogenen Wahlen waren nötig geworden, weil der konservative Präsident Lasso im Frühjahr das Parlament auflösen ließ. Er kam damit einem Abwahlverfahren zuvor. Gegen Lasso wird wegen Veruntreuung ermittelt. Er soll unter anderem von lukrativen Öl-Verträgen profitiert haben. Lasso tritt nicht an.