Steinmeier bekundet Trauer und Verantwortung bei Gedenken in Warschau

Steinmeier bekundet Trauer und Verantwortung bei Gedenken in Warschau

Warschau (epd). Beim Gedenken am 80. Jahrestag des Aufstands im Warschauer Ghetto hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die deutsche Verantwortung für Lehren aus der Geschichte betont. „Nie wieder, das bedeutet, dass es in Europa keinen verbrecherischen Angriffskrieg wie den Russlands gegen die Ukraine geben darf“, sagte Steinmeier in seiner Rede am Mittwoch bei der offiziellen Gedenkfeier in Warschau. Es bedeute, dass Deutschland gemeinsam mit Polen und anderen Bündnispartnern fest an der Seite der Ukraine stehe.

Steinmeier würdigte den Mut der jüdischen Widerstandskämpfer im Warschauer Ghetto gegen die nationalsozialistischen Besatzer. Er verneige sich in tiefer Trauer vor den Toten und bitte um Vergebung für die Verbrechen. Zugleich sprach er sich dafür aus, das Werk der Versöhnung zwischen Polen und Israel mit Deutschland zu bewahren.

Auch betonte Steinmeier in seiner Rede, die liberalen Demokratien seien stark, wenn sie gemeinsam und vereint handelten. „Das meine ich, wenn ich von unserer Verantwortung vor der Geschichte spreche“, sagte das deutsche Staatsoberhaupt. Er bekenne sich zur Verantwortung für die Verbrechen der Vergangenheit und zur Verantwortung „für eine gemeinsame Zukunft“.

Steinmeier sprach als erster deutscher Repräsentant bei der offiziellen Gedenkfeier zur Erinnerung an den Aufstand im Warschauer Ghetto am historischen Ort. Am Denkmal für die Helden des Ghettos in Warschau, das in Deutschland vor allem durch den Kniefall des früheren Kanzlers Willy Brandt (SPD) bekannt wurde, gedachte er gemeinsam mit dem polnischen Präsidenten Andrzej Duda und dem israelischen Präsidenten Isaac Herzog der Opfer der Nationalsozialisten.

Die Kämpfer im Warschauer Ghetto hätten „unvorstellbaren Mut gezeigt in dunkelster Nacht“. Ihr Mut strahle in die Gegenwart und verdiene mehr Raum in der deutschen Erinnerung, sagte Steinmeier. Als die Nationalsozialisten am 19. April 1943 die letzten Bewohner des jüdischen Ghettos in Warschau in die Vernichtungslager deportieren wollten, wehrten sich die Menschen des abgeriegelten Gebiets. Deutsche Polizei-, Wehrmachts- und SS-Einheiten gingen mit großer Härte gegen die bewaffneten Aufständischen vor und sprengten ganze Häuserzeilen. Mitte Mai hatten sie den Widerstand gebrochen und das Ghetto fast vollständig zerstört. Rund 56.000 Menschen wurden bei den Kämpfen getötet oder wurden deportiert.