Kasper: Ökumeneaufruf ist "unterkomplex"

Kasper: Ökumeneaufruf ist "unterkomplex"
Der Ökumeneaufruf prominenter Katholiken und Protestanten ist nach Einschätzung von Kardinal Walter Kasper verpufft.

In dem vor allem von Politikern unterstützten Papier "Ökumene Jetzt" fehlten konkrete Empfehlungen, der Impuls bleibe angesichts der fortbestehenden theologischen Differenzen zwischen den Konfessionen "unterkomplex", sagte der langjährige vatikanische Ökumeneminister am Montag in Frankfurt am Main. Kasper ergänzte, er teile die Position des lutherischen Ökumene-Experten Friedrich Weber, der den Appell als positives Signal bewertet, allerdings auch dessen Unbestimmtheit bemängelt hatte.

Ende der Kirchenspaltung verlangt

Der Aufruf, den unter anderem Bundestagspräsident Norbert Lammert, Verteidigungsminister Thomas de Maizière (beide CDU) und der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier unterzeichnet haben, wirbt für ein Ende der Kirchenspaltung. Anliegen der Initiative ist es, der Unzufriedenheit an der Kirchenbasis über verkrustete Kirchenstrukturen mehr Gehör zu verschaffen.

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Zwar sei von Politikern keine theologisch differenzierte Position zu erwarten, jedoch hätte man gern erfahren, was christliche Politiker selbst zur Annäherung der Kirchen beitragen könnten, sagte Kasper. In Deutschland sei der Blick auf die Ökumene auf das gemeinsame Abendmahl verengt. Dies lasse sich jedoch "nicht mit dem Brecheisen" erreichen.

"Keine großen Sprünge zu erwarten"

Für das Miteinander von evangelischer und katholischer Kirche rechnet Kardinal Kasper in nächster Zeit nicht mit substanziellen Fortschritten. "Es sind keine großen Sprünge zu erwarten." Zu dieser Ernüchterung habe auch beigetragen, dass keine Einigkeit über das Ziel der Ökumene besteht. Erschwerend komme hinzu, dass sich in Fragen der Lebensgestaltung und Ethik ebenfalls konfessionelle Unterschiede zeigten. Für diese "Phase des Atemholens" empfahl Kasper die Rückkehr zum geistlichen Austausch in kleinerem Rahmen.

Hinsichtlich des Reformationsjubiläums plädierte der Kardinal für einen gemeinsamen ökumenischen Gottesdienst. Dabei könnte es eine "reinigende Wirkung" haben, wenn beide Kirchen Fehler bekennen würden. Weitere Elemente dieses Gottesdienstes sollten die Dankbarkeit über die bisher erreichte Annäherung sowie die Zusicherung sein, "dass wir dran bleiben". Im Oktober erscheint im Verlag Herder der erste Teilband von Kaspers Beiträgen zur Ökumene.