Hannelore Kraft: Kirche sollte Stellung beziehen

Hannelore Kraft: Kirche sollte Stellung beziehen
Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft wünscht sich eine Kirche, die zu den Themen soziale Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung oder Glaubensfragen deutlich Stellung bezieht.

"Die Kirche sollte als Mahnerin auftreten und häufiger mal kräftige Worte sagen, es gibt eine Menge zu tun", sagte die SPD-Politikerin am Dienstagabend in Dortmund. Sie war Gast einer Talkrunde zum Thema "Wofür mein Herz brennt...!" beim 5. bundesweiten Theologenkongress mit rund 850 Teilnehmenden.

Als wichtigstes Motiv für ihre politische Karriere nannte Kraft den Wunsch nach gesellschaftlichen Veränderungen: "Ich kann soziale Ungerechtigkeit nicht ertragen", betonte die studierte Wirtschaftswissenschaftlerin. Als Ministerpräsidentin habe sie die Chance, Gesellschaft zu gestalten und anderen Freude zu machen. "Ich habe den schönsten Beruf, den man sich vorstellen kann", daraus beziehe sie die Energie für ihre Arbeit.

Deichmann: "Die Menschen müssen auch einen Sinn in ihrem Leben sehen"

Der Unternehmer Heinrich Deichmann sieht die Kirche, anders als die Wirtschaft, nicht in einer Wettbewerbssituation. "Die Kirche hat eine gleichbleibende Aufgabe: Sie soll das Reich Gottes aufbauen und das Evangelium verkünden, aber das bedeutet immer neue Herausforderungen", erklärte er. In der Tradition seines Vaters Heinz-Horst Deichmann, der das Essener Familienunternehmen aufgebaut hat, führt er das christliche Hilfswerk "Wort und Tat" mit Projekten im In- und Ausland fort.

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"Mein Vater hat als Unternehmer immer auch soziale Verantwortung übernommen, das hat mich schon früh fasziniert", berichtete der 49-Jährige von seinem persönlichen Engagement. So gebe es etwa auch in Dortmund und Duisburg Projekte für Jugendliche oder Migranten an sozialen Brennpunkten. "Ich wünsche mir, dass die Not gelindert wird, aber das hat nicht nur mit Geld zu tun, die Menschen müssen auch einen Sinn in ihrem Leben sehen."

Das viertägige Theologentreffen auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste (AMD) unter dem Motto "Brannte nicht unser Herz - Zwischen Überforderung und Verheißung" dauert noch bis Donnerstag. AMD-Generalsekretär Erhard Berneburg rief in seinem Impulsvortrag am Dienstagnachmittag dazu auf, "auf dem Weg zu einer missionarischen Kirche entschlossen weiter voranzugehen". Das verstärkte Reden über den Glauben sei ein notwendiges Gegengewicht zu den vielen innerkirchlichen Strukturdebatten.