Studie: Chancen der Kinder vom Einkommen der Eltern abhängig

Studie: Chancen der Kinder vom Einkommen der Eltern abhängig
Die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland hängt maßgeblich von Einkommen und Bildungshintergrund der Eltern ab.

Das ist Ergebnis einer Langzeitstudie der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und des Instituts für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS), die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Für die Erhebung wurden rund 900 Kinder vom Vorschulalter an 15 Jahre lang begleitet. Jedes zweite Kind (51 Prozent) lebt demnach seit 1999 in Dauerarmut. Umgekehrt erlebten drei von vier Kindern (78 Prozent) aus Elternhäusern mit ausreichendem Einkommen im gesamten Zeitraum keine Armut.

###mehr-artikel### Der AWO-Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler forderte sichere Arbeit mit armutsfesten Löhnen für die Eltern, um Armut zu verhindern. Daneben brauche es Betreuungs- und Bildungsangebote für die Kinder armer Eltern, damit diese ganztägig eine qualitativ hohe Versorgung erhielten. Daneben müsse das Beratungsnetzwerk für Kinder, Jugendliche und Eltern mit pädagogischem Fachpersonal umfassend ausgebaut werden. Stadler sagte, das von der schwarz-gelben Koalition geplante Betreuungsgeld sei die "denkbar ungeeigneteste Form", dies zu erreichen. Das Geld dafür fehle dann beim nötigen Ausbau der Institutionen.

Mehr als jeder zweite arme 16- und 17-jährige Jugendliche sieht sich laut Studie in der Grundversorgung und der Teilhabe eingeschränkt. Dazu zählen Wohnen, Kleidung und Essen sowie der Zugang zum Internet, Hobbys oder auch die Möglichkeit zum Sparen. Eltern fordern zugleich von armen Jugendlichen mehr Selbstständigkeit ein. 51 Prozent der armen Eltern halten ihr Kind für "alt genug, sich selbst um seine Angelegenheiten zu kümmern". Bei den nichtarmen Familien sind es nur 35 Prozent.

Bildungs- und Migrationshintergrund beeinflussen Chancen

Bei der Schulausbildung zeigt sich die Ungleichheit der Jugendlichen deutlich. 24 Prozent der armen, aber 38 Prozent der nichtarmen Kinder besuchen ein Gymnasium. Zugleich gehen 31 Prozent der armen und nur 18 Prozent der nichtarmen Kinder auf die Hauptschule. Die Jugendlichen haben sich im Laufe der Studie eher auseinander als zueinander entwickelt, bilanzierte die Studienleiterin Gerda Holz vom ISS.

Die Studie ergab auch, dass der Migrationshintergrund von Kindern und Jugendlichen eine schwindende Rolle spielt. Armut und Bildungshintergrund seien wesentlich größere Einflussfaktoren auf die Lebenslage junger Menschen. Die Autoren der Studie fordern daher, in der öffentlichen Debatte weg vom Thema "Migrationshintergrund" hin zu einer differenzierten Betrachtung der Lebensumstände zu kommen.