Agrarminister wollen Ernährungssysteme krisenfest machen

Agrarminister wollen Ernährungssysteme krisenfest machen
Essen für alle und Ernährungssysteme, die gegen Krisen stärker gewappnet sind - das sind Ziele, die sich Dutzende Landwirtschaftsminister aus aller Welt in Berlin gesetzt haben. Gastgeber Özdemir spricht von einem "deutlichen Signal".

Berlin (epd). Nachhaltiger, inklusiver und krisenfester sollen die Ernährungssysteme künftig weltweit aufgestellt sein: Dazu verpflichteten sich rund 70 Agrarministerinnen und -minister auf der 15. Berliner Agrarministerkonferenz. Zudem wird in der Abschlusserklärung vom Samstag zugesichert, Lebensmittel für alle verfügbar, erschwinglich und sicher zu machen. Damit solle das UN-Ziel, den Hunger bis 2030 zu besiegen, verwirklicht werden. Das Leitthema der Konferenz lautete „Ernährungssysteme transformieren: Eine weltweite Antwort auf multiple Krisen“.

Die Klimakrise, das weltweite Artensterben und der Krieg gegen die Ukraine verstärkten sich gegenseitig auf die schlimmste Art und Weise, erklärte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) nach Mitteilung seines Ministeriums. Weltweit hungerten weit mehr als 800 Millionen Menschen, mehr als zwei Milliarden hätten keinen gesicherten Zugang zu ausreichender Nahrung. Hier sollen die Vereinbarungen ansetzen: „Von Berlin geht heute ein deutliches Signal in die Welt: Wir - die Agrarministerinnen und -minister, die zuständig dafür sind, die Menschen zu ernähren - wollen gemeinsam die Agrar- und Ernährungssysteme transformieren, um das Recht auf Nahrung für alle dauerhaft zu verwirklichen“, betonte Özdemir.

Humanitäre Hilfe sei essenziell, aber sie helfe auch nur kurzfristig, sagte Özdemir. „Während Krieg und Klimakrise mit einem Wimpernschlag großen Schaden anrichten, braucht es Zeit, Felder zu bestellen. Wir müssen weg vom kurzfristigen Krisenhopping, unsere Unterstützung muss langfristig wirken.“ Deshalb müsse die landwirtschaftliche Entwicklung weltweit gestärkt werden. „Getreidesilos bauen statt Getreidesäcke schicken - darum muss es gehen.“

In einem Grußwort betonte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Bedeutung von Frieden und Sicherheit für die weltweite Ernährungssicherheit. Er rief die Agrarministerinnen und -minister laut Mitteilung dazu auf, einen globalen Ansatz zur Sicherung der Ernährung zu verfolgen. In ihrem Abschlusskommuniqué drücken die Konferenzteilnehmer ihre tiefe Sorge über die zunehmenden und andauernden Konflikte in der Welt aus und betonen, dass der Krieg in der Ukraine immenses menschliches Leid verursacht und die Verwundbarkeit der Weltwirtschaft verstärkt hat.

Zur künftig engeren Zusammenarbeit bei der Ernährungssicherung vereinbarten Özdemir und die Kommissarin für ländliche Wirtschaft und Landwirtschaft der Afrikanischen Union, Josefa Sacko, am Sonntag eine Absichtserklärung. Dazu solle ein „Agrarpolitischen Dialog“ ins Leben gerufen werden, teilte das Bundeslandwirtschaftsministerium mit. „Wir müssen uns als europäische Staaten mehr engagieren und den Dialog verstärken“, erklärte Özdemir. „Wir dürfen das Feld nicht autoritären Staaten überlassen, die mit ihren Investitionen neue Abhängigkeiten schaffen.“