Im Dorf Lützerath formiert sich der Widerstand gegen die Abbagerung

Im Dorf Lützerath formiert sich der Widerstand gegen die Abbagerung

Lützerath (epd). In dem von der Abbaggerung betroffenen Dorf Lützerath im rheinischen Erkelenz steigt die Zahl der Klimaschützerinnen und Klimaschützer, die die von Dienstag an drohende Räumung des Ortes verhindern wollen. „Wir werden jeden Baum, jedes Haus verteidigen“, kündigte eine Sprecherin von „Ende Gelände“ am Sonntag in Lützerath an. Die Mobilisierung laufe gut, „stündlich kommen immer mehr Menschen in den Ort“. Sie schätzt, dass sich mittlerweile bis zu 1.000 Demonstranten in Lützerath aufhalten.

Die Polizei Aachen geht von einer weitaus höheren Zahl von Aktivistinnen und Aktivisten aus. „Unser aktueller Stand sind 1.500 Demonstranten vor Ort in Lützerath“, sagte eine Polizeisprecherin dem epd. Die Lage sei weiterhin ruhig.

Der Energiekonzern RWE will den Weiler am Tagebau Garzweiler abreißen lassen, um die Braunkohle darunter abzubaggern. Der zuständige Landrat des Kreises Heinsberg, Stephan Pusch (CDU), hatte dazu am 22. Dezember eine sogenannte Räumungsverfügung erlassen. Lützerath wurde damit zum Sperrgebiet.

Gemäß der Verfügung ist „ab dem 10. Januar 2023 mit der Ergreifung von Maßnahmen der Verwaltungsvollstreckung durch Ausübung von unmittelbarem Zwang“ - also einer Räumung durch die Polizei - zu rechnen. Umweltverbände und Klimagruppen wollen am 14. Januar dagegen protestieren.

Das lokale Bündnis „Lützerath unräumbar“, zu dem sich unter anderem die Gruppen „Ende Gelände“, „Fridays for Future“, „Letzte Generation“ und „Lützerath lebt!“ zusammengeschlossen haben, organisiert zudem täglich Aktionen vor Ort. Dazu gehören ein „Aktionstraining“ mit dem Üben von Sitzblockaden oder Dorfspaziergänge entlang der Abbruchkante. Die Initiative „Kirche(n) im Dorf lassen“ lädt zudem zu Gottesdiensten. Am Montag ist der letzte gemeinsame Gottesdienst geplant.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und die nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (beide Grüne) hatten sich im Oktober 2022 mit RWE auf einen vorgezogenen Braunkohleausstieg im Jahr 2030 verständigt. Die Vereinbarung sieht außerdem vor, die noch zur Verstromung verfügbare Braunkohlemenge im Tagebau Garzweiler II auf rund 280 Millionen Tonnen zu halbieren. Fünf bislang von Umsiedlung bedrohte Dörfer im rheinischen Revier - Keyenberg, Kuckum, Oberwestrich, Unterwestrich, Berverath - sollen erhalten bleiben. Der umkämpfte Ort Lützerath allerdings soll dem Kohlebagger weichen.