Berlin (epd). Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, hält linken Antisemitismus in Deutschland für unterschätzt. Beim Antisemitismus von rechts sei alles viel einfacher, sagte Prosor dem in Berlin erscheinenden „Tagesspiegel“ (Samstag). „Der wird in der Öffentlichkeit abgelehnt, da sind sich die meisten einig.“ Schwieriger sei es mit dem Antisemitismus von links.
Linke würden gerne als Vertreter der Guten und des Guten wahrgenommen. Mit Blick auf den Antisemitismus-Streit zur Kunstausstellung „Documenta 15“ sagte Prosor, es sei vielen schwergefallen, „das eigentliche Problem zu erkennen, weil der Antisemitismus von links kam; von Künstlern, die angeblich die Unterdrückten im Blick haben“.
Auf die Frage, ob Deutschland Schwierigkeiten habe, „Judenfeindliches als solches wahrzunehmen“, sagte Prosor: „Nein, das ist in anderen Ländern oft schlimmer.“ Die Deutschen könnten stolz darauf sein, wie sie sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen. „Aber man muss mehr Aufmerksamkeit auf linken Antisemitismus richten“, betonte er.