Angriffe auf Einsatzkräfte an Silvester

Angriffe auf Einsatzkräfte an Silvester
Gewerkschaft der Polizei fordert Böller-Verbot
Die Polizei berichtet nach der Silvesternacht von massiven Angriffen gegen Einsatzkräfte. Politik und Gesellschaft fordern deutlichere Strafen für die Täter.

Berlin (epd). In der Silvesternacht waren Polizei und Rettungskräfte massiven Angriffen ausgesetzt. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) forderte deswegen deutlich höhere Strafen für die Täter. Auch Politiker von SPD und Union verurteilten die Taten scharf.

In Berlin berichtete die Polizei am Sonntag von Angriffen auf Einsatzkräfte im gesamten Stadtgebiet. 18 Polizeikräfte seien dabei verletzt worden. Ein Beamter habe nach massivem Beschuss mit Pyrotechnik schwere Verbrennungen erlitten. Zum Teil seien Einsatzkräfte auch mit Eisenstangen, Steinen und Flaschen angegriffen worden. Allein für den Silvestereinsatz seien knapp 1.300 Polizistinnen und Polizisten im Dienst gewesen. Die Intensität der Angriffe sei „mit den Vorjahren nicht zu vergleichen“ gewesen, hieß es weiter. Insgesamt seien 103 Personen festgenommen worden, darunter 98 Männer und fünf Frauen. Es seien zahlreiche Ermittlungsverfahren eingeleitet worden.

Auch in Nordrhein-Westfalen (NRW) kam es vereinzelt zu Krawallen und Übergriffen auf Einsatzkräfte: etwa in Hagen, Essen und Bochum. In der Bochumer Innenstadt bewarfen laut Polizei an die 300 Menschen Einsatzkräfte mit Feuerwerkskörpern, nachdem die Polizei einem 17-Jährigen eine Pistole abgenommen hatten. In Essen bewarfen nach Polizeiangaben etwa 200 Menschen im Bereich des Steeler Wasserturms Fahrzeuge oder andere Bürgerinnen und Bürger mit Böllern und Raketen. Im bevölkerungsreichsten Bundesland wurden dabei 42 Polizistinnen und Polizisten verletzt, wie das Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste NRW am Sonntag in Duisburg in einer vorläufigen Bilanz erklärte. Im Vorjahr seien es 23 gewesen.

In Hamburg wurden in mehreren Fällen Polizisten beziehungsweise deren Fahrzeuge angegriffen. Auf St. Pauli bekam ein Polizist einen Schlag gegen den Kopf. Ein Unbekannter bedrohte in Elmshorn einen Feuerwehrmann mit einer Schusswaffe. Der Feuerwehrmann war damit beschäftigt, einen brennenden Müllcontainer zu löschen, als ihn der Unbekannte gegen 0.40 Uhr bedrohte, wie die Polizeidirektion Bad Segeberg mitteilte. Insgesamt verzeichnete die Hamburger Polizei in der Silvesternacht rund 1.200 Einsätze, ein Jahr zuvor waren es gut 1.000, in den Nächten von 2020 auf 2021 sowie von 2019 auf 2020 waren es jeweils gut 1.300 Einsätze.

Auch aus Mannheim berichtete das Polizeipräsidium am Sonntag von Angriffen in der Silvesternacht. Polizei und Passanten seien mit Pyrotechnik beworfen und beschossen worden. Ein Beamter habe einen Hörschaden erlitten. Auf einen Dienstwagen der Polizei sei gezielt eine Rakete abgeschossen worden. Die im Inneren befindlichen Beamten seien jedoch nicht verletzt worden.

Das Ausmaß an Zerstörung erschüttere sie zutiefst, sagte Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) dem „Tagesspiegel“ am Sonntag in Berlin. Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) erklärte, dass Rettungs- und Einsatzkräfte behindert, angegriffen und zum Teil schwer verletzt worden seien, mache sie wütend. Sie setze auf konsequente Strafverfolgung.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei für den Bereich Bundespolizei, Andreas Roßkopf, sagte der „Rheinischen Post“ (Montag, Print), dass mittlerweile große Angst bei vielen Einsatzkräften herrsche. Das Strafmaß bei Angriffen auf Amtsträger, Sanitäter oder Polizisten müsse daher überdacht werden. Das Problem seien vor allem illegale Böller. Geltendes Recht müsse daher in diesem Bereich konsequenter durchgesetzt werden.

Der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Lars Castellucci, sagte zur „Bild“-Zeitung (Montag), dass die Gewalt auf das Schärfste zu verurteilen sei. „Ich setze auf die Härte des Rechtsstaats.“ Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Dirk Wiese sprach sich für ein Böllerverbot in bestimmten Stadtvierteln aus.