UN-Sonderberichterstatter: Debatte um Salafisten schadet religiösem Klima nicht

UN-Sonderberichterstatter: Debatte um Salafisten schadet religiösem Klima nicht
Die Debatte um Koran-Verteilung und Gewaltbereitschaft radikal-islamischer Salafisten schadet nach Ansicht des UN-Sonderberichterstatters Heiner Bielefeldt dem Klima zwischen den Religionen in Deutschland nicht.
11.05.2012
epd
Corinna Buschow

Die Berichterstattung bemühe sich sehr um Differenzierung, sagte Bielefeldt, der UN-Sonderberichterstatter für Religionsfreiheit ist, in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Den meisten Deutschen sei klar, dass es sich bei dieser "abstrusen Gruppe" nicht um die Mehrheit der Muslime handele.

Solange sich muslimische Vereinigungen von den Salafisten distanzierten, bestehe keine akute Gefahr für das religiöse Klima, sagte Bielefeldt. Diese Distanzierung müsse aber auch öffentlich wahrgenommen werden. In Deutschland gibt es nach Schätzungen des Bundesamtes für Verfassungsschutz etwa 3.800 Salafisten.

Die Auseinandersetzung mit Salafisten sei vor allem eine Sache der Strafverfolgung. Am vergangenen Wochenende waren Salafisten an Ausschreitungen am Rande einer Kundgebung der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften Gruppierung Pro NRW beteiligt. Dabei wurden 29 Polizisten verletzt, zwei durch Messerstiche schwer.

Konflikt zwischen Freiheitsrechten

Der Konflikt zwischen den Freiheitsrechten sei bisweilen schwierig, räumte der Historiker und Theologe ein. Zum Protest der Piratenpartei gegen das Tanzverbot am Karfreitag sagte er, es werde in einer pluralen Gesellschaft immer schwieriger, das Recht auf einen stillen Feiertag zu erheben. Trotzdem plädiere er dafür, taktvoll miteinander umzugehen. So seien beispielsweise auch Mohammed-Karikaturen rechtlich möglich. "Es ist aber alles andere als schön, wenn das als Provokation im Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen eingesetzt wird", sagte Bielefeldt mit Verweis auf eine entsprechende Plakataktion von Pro NRW.

Zur Lage der Christen im Nahen Osten sagte Bielefeldt, dass die Hoffnungen auf eine pluralistische Gesellschaft enttäuscht worden seien. Die Lage der Kopten in Ägypten sei traditionell schwierig. Die Demonstrationen im Frühjahr 2011 seien dann ein Hoffnungszeichen für sie gewesen. "Es gab rührende Szenen, als sich Christen und Muslime bei den Demonstrationen gegenseitig den Rücken für Gebete freihielten", sagte Bielefeldt. Nach dem Wahlerfolg der Islamisten sei die Hoffnung der Enttäuschung gewichen: "Die Frühlingsgefühle sind erstickt worden."