Beauftragter Klein: Gemeinsam gegen Antisemitismus vorgehen

Beauftragter Klein: Gemeinsam gegen Antisemitismus vorgehen

Berlin (epd). Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, fordert, dass im Kampf gegen Antisemitismus jüdische Stimmen und die Warnungen der Betroffenen endlich ernst genommen werden. Klein, die Amadeu Antonio Stiftung, der Zentralrat der Juden in Deutschland und die Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz erklärten am Dienstag in Berlin, jüdisches Leben sei in Deutschland massiv bedroht. Politik und Zivilgesellschaft müssten gemeinsam gegen den zunehmenden Antisemitismus vorgehen.

Klein sagte, auch im Hinblick auf die diesjährige documenta in Kassel habe es frühzeitig Warnungen aus der jüdischen Gemeinschaft gegeben, die nicht beachtet worden seien. Das dürfe sich nicht wiederholen. Die Auseinandersetzungen um die documenta und die „Judensau“ in Wittenberg hätten einmal mehr gezeigt, dass die Gesellschaft noch immer keinen angemessenen Weg gefunden habe, mit Antisemitismus umzugehen, erklärten die Beteiligten.

Auf der documenta war Mitte Juni das Banner „People's Justice“ des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi wegen antisemitischer Motive abgehängt worden. Weiteren Künstlern wurde eine antisemitische Bildsprache vorgeworfen. Die „Judensau“ ist eine mittelalterliche Schmähplastik an der Wittenberger Schlosskirche. Sie soll nach einem Beschluss des Gemeindekirchenrats nicht entfernt, sondern in ihrer judenfeindlichen Bedeutung erklärt werden.

Der Vizepräsident des Zentralrates der Juden, Mark Dainow, sagte, im Schnitt verzeichneten Polizei und Staatsanwaltschaften jeden Tag fünf judenfeindliche Straftaten. Er habe „große Sorge“ vor einem weiteren Anstieg in diesem Winter, weil viele Menschen in der Krise nach einfachen Erklärungen und Schuldigen für ihre Probleme suchten. Die Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung, Tahera Ameer, sagte, im Rahmen von Verschwörungserzählungen, die mit der Corona-Pandemie und der Inflation zunehmende Verbreitung erführen, sei auch der Antisemitismus weiter auf dem Vormarsch. Ständig würden rote Linien des Sagbaren überschritten, kritisierte Ameer: „Das ist ein gutes Zeichen für den Stand der Antisemitismusbekämpfung.“

Mit Plakaten und Kinospots wird in diesem Jahr auf wiederkehrende antisemitische Floskeln und Stereotype aufmerksam gemacht. Die Kampagne steht im Zusammenhang mit den alljährlichen Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus. Am 9. November jährt sich die Reichspogromnacht von 1938, in der Synagogen in Brand gesteckt, jüdische Menschen ermordet, angegriffen oder verhaftet und jüdische Geschäfte geplündert wurden.