Weniger Aufnahmen in Frauenhäusern

Weniger Aufnahmen in Frauenhäusern

Berlin (epd). Im vergangenen Jahr haben weniger Frauen Zuflucht in deutschen Frauenhäusern gesucht. Eine Auswertung von knapp der Hälfte aller Frauenhäuser habe ergeben, dass diese 6.431 Frauen aufgenommen hätten, teilte der Verein Frauenhauskoordinierung am Dienstag in Berlin mit. Das sei ein Rückgang um 183 Fälle im Vergleich zu 2020. Der Rückgang ist nach Angaben des Vereins allerdings auf geringere Kapazitäten zurückzuführen, nicht auf weniger Gewalt.

Die Polizei habe im Jahr 2021 sechs Prozent mehr Fälle häuslicher Gewalt erfasst als 2020, darüber hinaus sei mit einer hohen Dunkelziffer zu rechnen, hieß es. Es habe aber aufgrund von Hygienebeschränkungen wegen der Corona-Pandemie weniger Plätze in den Frauenhäusern gegeben, zudem Aufnahmestopps wegen Corona-Verdachtsfällen bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Corona habe auch die Außenkontakte von Gewalt betroffener Frauen reduziert, was es schwieriger für sie gemacht habe, sich Hilfe zu holen.

Seit 2010 steige auch die durchschnittliche Zeit, die Frauen in Frauenhäusern verbringen, teilte der Verein mit. Dies sei einerseits darauf zurückzuführen, dass der Anteil der Frauen mit komplexen und multiplen familiären Problemen tendenziell steige. Dadurch nehme auch der Unterstützungsbedarf mehr Zeit in Anspruch. Andererseits fänden wegen des schwierigen Wohnungsmarkts Frauen nur schwer eine Wohnung für sich und gegebenenfalls ihre Kinder.

Fast drei Viertel der Bewohnerinnen von Frauenhäusern (72 Prozent) lebten dort im vergangenen Jahr mit ihren minderjährigen Kindern. Insgesamt nahmen die an der Befragung teilnehmenden Frauenhäuser 7.572 Kinder und Jugendliche auf. An der Auswertung beteiligten sich nach Angaben des Vereins Frauenhauskoordinierung 180 der 380 Frauenhäuser in Deutschland.