Potsdam (epd). Der Bundesbehindertenbeauftragte Jürgen Dusel hat mehr Aufmerksamkeit für Opfer von Gewalt in Behinderten- und Psychiatrieeinrichtungen gefordert. Die Gesellschaft dürfe nicht die Augen davor verschließen und die Geschichte erlittener Gewalt kleinreden, verdrängen oder tabuisieren, sagte Dusel am Donnerstag in Potsdam bei einer Veranstaltung der brandenburgischen Beratungsstelle der Stiftung Anerkennung und Hilfe. Das Leid der Menschen müsse anerkannt werden, auch wenn das Erlebte nicht wiedergutgemacht werden könne.
Wenn die Leidensgeschichten in Vergessenheit gerieten, bestehe die Gefahr, dass die Opfer nochmals entwürdigt und diskreditiert würden, sagte Dusel. Die Gesellschaft würde dann auch ihrem demokratischen Anspruch nicht gerecht, sagte der Bundesbeauftragte: „Demokratie braucht Inklusion, um wirklich demokratisch zu sein.“
Die Stiftung wurde Anfang 2017 von Bund, Ländern und Kirchen gegründet und soll ihre Arbeit zum Jahresende abschließen. Ziel ist, Opfer von vor 1990 in den Einrichtungen erlittenem Leid und Unrecht zu unterstützen. Bundesweit haben nach Stiftungsangaben bis Ende 2021 mehr als 21.000 Betroffene finanzielle Anerkennungs- und Unterstützungsleistungen der Stiftung in Höhe von mehr als 220 Millionen Euro erhalten.