Klezmerorchester Erfurt spielt wiederentdeckte Musik aus der Ukraine

Klezmerorchester Erfurt spielt wiederentdeckte Musik aus der Ukraine

Erfurt (epd). Das Klezmerorchester Erfurt probt aktuell eine Welturaufführung mit wiederentdeckten Musikstücken aus einem Archiv in Kiew. Geplant seien zwei Konzerte in Erfurt am 2. und 3. Oktober mit je über 80 Mitwirkenden, sagte Orchesterleiter Johannes Gräßer am Dienstag in Erfurt. Gespielt würden im Rahmen der Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit erst kürzlich entdeckte Klezmer-Melodien des osteuropäischen Judentums.

Die Stücke gehörten zu einem musikalischen Schatz, der im Rahmen einer Forschungsreise zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Osteuropa gesammelt und in Notenschrift übersetzt worden sei. Anschließend sei das Wissen um diese Sammlung von mehreren Hundert Stücken verloren gegangen, bis sie vor drei Jahren im Archiv der ukrainischen Nationalbibliothek zufällig wieder entdeckt wurde, so Gräßer. Seitdem würden Klezmer-Fans in aller Welt daran arbeiten, die alten Manuskripte nach und nach zu entziffern und die Noten der Öffentlichkeit im Internet zugänglich zu machen.

„Das ist für die Klezmer-Szene vergleichbar mit der Neuentdeckung von fünf Beethoven-Sinfonien“, sagt Gräßer, der einige Stücke der Sammlung für ein großes Laien-Orchester arrangiert hat. Wichtig sei eine gewisse Dramaturgie bei der Auswahl der Stücke gewesen. Die Melodien selbst seien zum Teil mehrere Hundert Jahre alt. Mitunter sei von den Forschenden der 1920er-Jahre auch vermerkt worden, zu welchen Anlässen sie traditionell gespielt wurden.

Das Klezmerorchester Erfurt wurde im Jahr 2015 von Johannes Gräßer und Szilvia Csaranko gegründet. Das Laien-Orchester zählt heute über 80 Mitwirkende.