Taliban erklären 15. August zum Feiertag

Taliban erklären 15. August zum Feiertag
Seit der Machtübernahme der Taliban fürchten Aktivisten ebenso um ihr Leben wie ehemalige Mitarbeiter der internationalen Truppen. Die Rechte von Mädchen und Frauen sind eingeschränkt, es herrscht große Not. Der Jahrestag soll aber Feiertag werden.

Frankfurt a.M., Kabul (epd). Die radikalislamischen Taliban in Afghanistan haben den Jahrestag ihrer Machtübernahme am 15. August zum Feiertag erklärt. Das Arbeits- und Sozialministerium habe diese Festlegung am Wochenende bekanntgemacht, meldete der afghanische Rundfunksender Killid Radio am Sonntag auf Twitter.

Am 15. August vergangenen Jahres hatten die Taliban die Macht in Kabul übernommen. Seitdem gehen die Islamisten brutal gegen ehemalige Widersacher vor und schränken die Rechte von Frauen und Mädchen massiv ein. Unzählige Menschen sind bereits vor der Gewalt und Bedrohung geflohen. Wirtschaftlich ist das Land auf Talfahrt, ein großer Teil der Bevölkerung hungert.

Die Menschen in Afghanistan verlören die Hoffnung, sagte der gestürzte und außer Landes geflohene Präsident Aschraf Ghani der „Bild am Sonntag“. „Millionen werden versuchen, aus Afghanistan zu flüchten“, erklärte er. „Die Menschen haben das Gefühl der Hoffnung, das Gefühl der Zugehörigkeit verloren.“

Mit Blick auf die bedrohten Menschenrechtlerinnen in Afghanistan rief der Deutsche Frauenrat die Bundesregierung am Wochenende zu mehr Hilfe auf. Frauenrechtsaktivistinnen und deren Familien sowie besonders Schutzbedürftige müssten schnellstmöglich evakuiert werden, forderte der Verband mit rund 60 bundesweit aktiven Frauenorganisationen in Berlin: „Sie müssen in Deutschland und in Europa Schutz erhalten.“ Die Bundesregierung müsse entsprechende Zusagen erfüllen.

Frauen und Mädchen würden in Afghanistan massiv in ihren Rechten eingeschränkt und gefährdet, betonte der Frauenrat. Nach Ende des internationalen Militäreinsatzes seien sie täglich Gewalt und Willkür der Taliban ausgesetzt. Vielerorts dürften sie nur in Begleitung eines männlichen Verwandten in die Öffentlichkeit. Die Teilnahme am Schulunterricht, der Besuch von Universitäten und die Teilhabe an Bildungsprogrammen seien deutlich erschwert. Frauenrechtsaktivistinnen würden verfolgt und seien von Tod und Folter bedroht.

Das UN-Kinderhilfswerk Unicef beklagt derweil eine massive Unterfinanzierung der humanitären Hilfe für die Bevölkerung. Im laufenden Jahr sei bisher nur ein Drittel der benötigten Mittel bereitgestellt worden, erklärte der Geschäftsführer von Unicef Deutschland, Christian Schneider, in einem Beitrag für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Samstag). Die Nahrungsmittelversorgung in Afghanistan bezeichnet Schneider als katastrophal. „Über eine Million Kinder sind lebensgefährlich mangelernährt“, erklärte er. „Acht von zehn Menschen werden auch heute verschmutztes Wasser trinken. Die Kinder zahlen den höchsten Preis in dieser nicht endenden humanitären Katastrophe.“