Studie: Hilfe erreicht junge Wohnungslose oft nicht

Studie: Hilfe erreicht junge Wohnungslose oft nicht

München (epd). Junge Erwachsene fallen einer Studie zufolge häufig durch die Maschen des Wohnungslosenhilfe-Netzes. „Viele Jugendämter fühlen sich nicht mehr zuständig für junge Erwachsene“, heißt es in der am Dienstag in München veröffentlichten Untersuchung des Sozialpädagogischen Instituts des Vereins SOS Kinderdorf. Wohnungslosigkeit sei auch ein Indiz für das Versagen vorgelagerter Hilfsstrukturen.

Für die qualitative Studie hatte das Institut 14 Fachkräfte in Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe interviewt. In einer zweiten Forschungsphase erstellte es 15 Fallstudien von jungen Wohnungslosen.

Psychische Probleme und eine negative Selbstsicht sind der Untersuchung zufolge wesentliche Gründe dafür, dass Hilfe nicht greift. Die Fachkräfte gaben an, sie erlebten häufig, dass Betroffene sich selbst ausgrenzten und nicht an ihre Fähigkeiten glaubten. Sie seien oft so mit sich selbst beschäftigt, dass sie kaum Kapazitäten hätten, sich mit anderen Dingen auseinanderzusetzen.

Problematisch seien auch ererbte Verhaltensmuster. Ihre Familien seien oft von Alkohol und Schulden geprägt, so dass sie in Armutskarrieren hineingeboren würden und keine Orientierung hätten, wie sie gut ins Leben starten könnten.

Dennoch sei Wohnungslosigkeit junger Menschen nicht nur ein individuelles, sondern auch ein strukturelles Problem. Die Hilfelandschaft im Bereich Therapie und Psychiatrie zum Beispiel sei unzureichend.

In Deutschland sind schätzungsweise 37.000 Menschen unter 27 Jahren wohnungslos. Diese Zahl zeige das Versagen des Sozialsystems, sagte Sabina Schutter, Vorstandsvorsitzende von SOS Kinderdorf: „In Deutschland sollte kein junger Mensch auf der Straße leben müssen.“