Trotz Kita-Ausbau werden viele Kinder von Oma und Opa betreut

Trotz Kita-Ausbau werden viele Kinder von Oma und Opa betreut
Großeltern sind in vielen Familien einer Studie zufolge wichtig für die Kinderbetreuung. Das kann den familiären Zusammenhalt stärken, hat aber bisweilen auch negative Folgen.

Berlin (epd). Der Ausbau von Kindertagesstätten und Ganztagsschulen hat einer neuen Studie zufolge deren Nutzung gesteigert. Dennoch kümmern sich häufig Großeltern um Kinder. Eine Beteiligung der Großeltern an der Betreuung helfe vor allem Müttern, lautet ein Ergebnis der am Montag in Berlin veröffentlichten Studie „Oma und Opa gefragt“. Die Zufriedenheit der Mütter mit ihrer eigenen Freizeit steigere sich dadurch um 14 Prozent, teilte die Stiftung Ravensburger Verlag mit, die das zweijährige Forschungsprojekt finanzierte.

Die Steigerung der mütterlichen Zufriedenheit stehe in direktem Zusammenhang mit der kindlichen Entwicklung, sagte die Direktorin des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, Katharina Spieß: „Salopp gesagt: Zufriedene Mütter haben sozio-emotional stabilere Kinder.“

Der Anteil der Jungen und Mädchen im Alter von unter sechs Jahren, um die sich Großeltern bei Bedarf oder regelmäßig kümmern, liegt der Studie zufolge bei rund 50 Prozent. Zudem würden regelmäßig zwischen 20 und 40 Prozent der Kinder unter zehn Jahren von Großeltern beaufsichtigt.

„Reagieren zu können, wenn die Kinder im Notfall ungeplant Betreuung brauchen, fordert eine familienfreundlichere Arbeitswelt, die künftig noch an Bedeutung gewinnen könnte“, sagte der Vorstand der Stiftung Ravensburger Verlag, Johannes Hauenstein. Immer mehr Frauen gehen dem Forschungsprojekt zufolge bis ins Rentenalter einer Erwerbstätigkeit nach. Zwischen 50 und 60 Prozent der Eltern, die sich eine stärkere Einbindung der Großeltern in die Kinderbetreuung wünschten, geben demnach deren berufliche Tätigkeit als Hinderungsgrund an.

Wenn sich zu viele Parteien an der Betreuung beteiligten, könne dies negative Auswirkungen auf die sozio-emotionale Entwicklung der Kinder haben, warnen die Autorinnen der Studie weiter. Neun von zehn Jungen und Mädchen im Vorschulalter besuchen demnach eine Kita. Die Großelternbetreuung sei in den vergangenen Jahren aber konstant geblieben, sagte Spieß.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder zwischen drei und fünf Jahren sozio-emotional instabiler seien, erhöhe sich um 36 Prozent, wenn diese ganztägig eine Kita besuchten und zusätzlich von den Großeltern betreut würden. Diese Effekte sind laut Studie für Kinder, die nur halbtags dort betreut werden, nicht zu beobachten.

Im Westen Deutschlands seien Großeltern am Nachmittag neben den Eltern bei jungen Kindern die Hauptverantwortlichen für die Betreuung. Im Osten ergab die Studie für den Nachmittag häufig eine Kombination aus Großeltern und Ganztags-Kita, vor allem um die Versorgung der unter Zehnjährigen in Randzeiten zu garantieren.

Die Autorinnen der Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung und des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung im Auftrag der Stiftung Ravensburger Verlag fordern, das Berufsfeld Kita attraktiver zu machen und für mehr Vollzeitkräfte zu sorgen. Überdies sollten Kindertagesstätten die Großeltern bei der Betreuung stärker einbeziehen.