Linkspolitiker Petro gewinnt erste Runde der Wahl in Kolumbien

Linkspolitiker Petro gewinnt erste Runde der Wahl in Kolumbien

Berlin, Bogotá (epd). Der frühere Guerillakämpfer Gustavo Petro hat die erste Runde der Präsidentschaftswahl in Kolumbien klar gewonnen. Der ehemalige Bürgermeister der Hauptstadt Bogotá errang 40,3 Prozent der Stimmen, wie die Wahlbehörde nach der Auszählung von rund 98 Prozent aller Stimmen am Montagmorgen mitteilte. Der parteilose Kandidat Rodolfo Hernández kam überraschend mit 28,1 Prozent auf den zweiten Platz. Beide Kontrahenten treffen am 19. Juni in der Stichwahl aufeinander. Der Kandidat der traditionellen Rechten, der frühere Bürgermeister der Metropole Medellín, Federico „Fico“ Gutiérrez, landete abgeschlagen mit 23,9 Prozent auf dem dritten Platz.

„Wir möchten in der ganzen Gesellschaft einen wirklichen Wechsel durchsetzen“, sagte Petro nach seinem Sieg. Wenn er sich auch in der zweiten Runde durchsetzt, würde erstmals ein linker Politiker das südamerikanische Land regieren. Petro konnte mit einem Programm gegen die traditionelle Elite des Landes und mit Versprechen zur Armutsbekämpfung bei den Wählern punkten. Er will den Einfluss des Staates auf die Wirtschaft erhöhen und den Klimaschutz stärken.

Der 62-Jährige kämpft zum dritten Mal um die Präsidentschaft. 2018 verlor er gegen den amtierenden konservativen Staatschef Iván Duque, der laut Verfassung nicht noch einmal antreten darf. Seine Kandidatin für die Vizepräsidentschaft ist die afro-kolumbianische Umweltaktivistin Francia Márquez, die den Millionen marginalisierten Kolumbianern eine Stimme gibt.

In den vergangenen Wochen konnte der millionenschwere Bauunternehmer Hernández, der vor allem durch Populismus auffällt, in den Umfragen aufholen. Das Land wolle nicht denselben Weg weitergehen, sagte der 77-Jährige nach Auszählung der Stimmen. Er verspricht den Kampf gegen Korruption.

Die Wahlen in dem politisch zerrissenen Land fanden unter schärfsten Sicherheitsbestimmungen statt. Kriminelle Banden, paramilitärische Gruppierungen und Rebellen kämpfen in vielen Gebieten des Landes um Einkommen und die Vorherrschaft im Drogenhandel. 75 Menschenrechtsverteidiger und soziale Anführer wurden laut Friedensforschungsinstitut Indepaz in diesem Jahr schon ermordet. Auch während des Wahlkampfes gab es zahlreiche Anschläge.