Menschenrechtler werfen malischer Armee Massaker an Zivilisten vor

Menschenrechtler werfen malischer Armee Massaker an Zivilisten vor

Frankfurt a.M., Nairobi (epd). Menschenrechtler werfen der malischen Armee ein Massaker an der Zivilbevölkerung vor. Etwa 300 Menschen seien Ende März mutmaßlich in dem Ort Moura in Zentralmali getötet worden, erklärte Human Rights Watch am Dienstag in Nairobi anlässlich der Veröffentlichung eines Berichts. An dem Massaker waren demnach laut Zeugenaussagen auch russische Kämpfer beteiligt. Die Menschenrechtsorganisation sprach von der „schlimmsten Gräueltat“ in dem seit Jahren anhaltenden Konflikt. Das Auswärtige Amt forderte eine umgehende und unabhängige Untersuchung der Vorwürfe.

Dem Bericht zufolge wurden bei einem Militäreinsatz Ende März Hunderte Männer, darunter Bewohner des Ortes sowie Händler, von den Streitkräften festgehalten. Über einen Zeitraum von mehreren Tagen hätten die malischen Soldaten und die mit ihnen verbündeten - mutmaßlich russischen - Sicherheitskräfte immer wieder Gruppen von bis zu zehn Menschen hingerichtet, heißt es in dem Report, für den Zeugen, Diplomaten und Sicherheitsexperten befragt wurden. Die malische Armee hatte am Freitag erklärt, bei einer Militäroperation in der Region 203 Terroristen getötet und 51 Menschen festgenommen zu haben.

Im westafrikanischen Mali kommt es seit einem Putsch und einem Aufstand bewaffneter Gruppen, die 2012 Teile des Landes besetzt hatten, zu Anschlägen islamistischer Gruppen. Der malischen Armee, die hart gegen Verdächtige vorgeht, werden immer wieder Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Inzwischen sind Berichten zufolge auch mehrere hundert Söldner des Kreml-nahen Wagner-Konzerns in Mali stationiert. Laut Human Rights Watch haben mehrere Zeugen die an den Hinrichtungen beteiligten weißen Kämpfer als Russen identifiziert, der Wagner-Konzern wird jedoch in dem Bericht nicht namentlich genannt.

Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes nannte die Berichte über das Massaker „erschreckend“. „Wir fordern die malische Regierung auf, die schwerwiegenden Vorwürfe umgehend unabhängig untersuchen zu lassen“, sagte sie in Berlin. Willkürliche Gewalt gegen Zivilisten sei durch nichts zu rechtfertigen. Zuvor hatten sich bereits die US-amerikanische und die französische Regierung besorgt gezeigt und von einer mutmaßlichen Beteiligung von Wagner-Söldnern gesprochen. Die Vorwürfe dürften auch die Debatte über die Zukunft des Bundeswehreinsatzes in Mali weiter befeuern. Die Mandate für die Beteiligung an der Blauhelmmission Minusma und der EU-Ausbildungsmission EUTM laufen Ende Mai aus.