Pandemiebedingt deutlich weniger Besucher in KZ-Gedenkstätten

Pandemiebedingt deutlich weniger Besucher in KZ-Gedenkstätten
Der Vorjahrestrend setzt sich fort: Schließungen aufgrund der Corona-Pandemie sorgten dafür, dass Erinnerungsorte für die Opfer der NS-Verbrechen bundesweit auch 2021 deutlich weniger Besucherinnern und Besucher zählten als noch 2019.

Frankfurt a.M. (epd). Die KZ-Gedenkstätten in Deutschland haben im vergangenen Jahr deutlich weniger Besucherinnen und Besucher verzeichnet als noch vor der Corona-Pandemie. Grund für den anhaltenden Rückgang der Besucherzahlen sind vor allem die mehrmonatigen Schließungen, wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) ergab. Schon im Jahr zuvor waren die Zahlen stark gesunken. Neben pandemiebedingten Schließungen waren auch Einbrüche im Tourismus Grund dafür.

Während 2019, dem letzten Jahr ohne Einschränkungen durch die Pandemie, noch rund 700.000 Menschen die Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenhausen im brandenburgischen Oranienburg besuchten, waren es im vergangenen Jahr nur noch rund 100.000. Auch in den landesweit fünf Einrichtungen mit NS-Bezug in Sachsen sanken die Besucherzahlen um mindestens die Hälfte im Vergleich zu 2019, zum Teil sogar um zwei Drittel. Bundesweit zeigten sich im vergangenen Jahr in vielen KZ-Gedenkstätten sowie an anderen Orten, an denen an den NS-Terror erinnert wird, ähnliche durch die Corona-Pandemie bedingte Folgen.

Wie viele andere Erinnerungsorte bundesweit musste auch das ehemalige Konzentrationslager Dachau bei München fast ein halbes Jahr lang schließen. Obwohl in den Sommermonaten 2021 fast wieder so viele Menschen ins ehemalige Konzentrationslager kamen wie vor der Corona-Pandemie, sei die Gesamtbesucherzahl weiterhin rückläufig, erklärte der Träger der Gedenkstätte. Genauso wie im Vorjahr sei der Besucherstrom auch 2021 „unbeständig und immer noch beeinträchtigt durch die Pandemie“ gewesen, hieß es. Vor der Pandemie kamen etwa 900.000 Menschen nach Dachau.

In der niedersächsischen KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen halbierten sich die Gesamtbesucherzahl im Vergleich zum Vorjahr auf gut 100.000. Die Zahlen seien auch deshalb gesunken, weil keine neuen Sonderausstellungen eröffnet wurden, erklärte der Träger. Während das Außengelände der Gedenkstätte das Jahr über frei zugänglich gewesen war, sei das Dokumentationszentrum erst ab Mai geöffnet gewesen.

Auch die Gedenkstätte Wöbbelin in Mecklenburg-Vorpommern war 2021 monatelang geschlossen. Als Reaktion auf die Schließungen habe die Einrichtung digitale Alternativen geschaffen, wie beispielsweise eine digitale Gedenkwoche anlässlich des Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers. Auch andere Gedenkstätten erweiterten ihre Angebote.

Entgegen dem Abwärtstrend konnte Deutschlands nördlichste KZ-Gedenkstätte Ladelund 2021 etwas mehr Besucherinnen und Besucher empfangen als im Jahr zuvor. Dass 2021 mehr Besuche verzeichnet wurden, liege jedoch wahrscheinlich daran, dass die Gedenkstätte im vergangenen Jahr mit insgesamt acht Wochen deutlich kürzer geschlossen werden musste als im Jahr zuvor, so die Träger. Vergleichsweise lagen die Besucherzahlen jedoch auch dort deutlich unter denen von 2019.

In Deutschland gibt es Dutzende KZ-Gedenkstätten, hinzu kommen viele weitere Erinnerungsstätten für die Verbrechen der Nationalsozialisten. Rund sechs Millionen europäische Juden wurden von den Nationalsozialisten ermordet. Verfolgt und in großer Zahl getötet wurden auch Regimegegner, überzeugte Christen, Sinti und Roma, Homosexuelle sowie Menschen mit Behinderung.

Rund um den Holocaust-Gedenktag Ende Januar finden alljährlich zahlreiche Gedenkveranstaltungen statt. Am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz in Polen befreit. Seit 1996 wird zu diesem Datum in Deutschland der Holocaust-Gedenktag begangen.