Ruhrbischof: Münchener Gutachten muss Konsequenzen haben

Ruhrbischof: Münchener Gutachten muss Konsequenzen haben

Essen (epd). Nach der Vorlage des neuen Missbrauchsgutachtens des Erzbistums München und Freising hat Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck die individuelle Verantwortung von Kirchenleitenden betont. „Wir sehen heute deutlich, dass Verantwortung übernommen werden muss - und Verantwortung ist immer personal“, sagte Overbeck am Donnerstagabend in einem „ZDF Spezial“. Es sei notwendig, „dass sich auch der Vatikan, dass sich auch Papst Benedikt dazu verhält“.

Das Gutachten belastet den emeritierten Papst Benedikt XVI. schwer. In seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising ist demnach Joseph Ratzinger nicht ausreichend gegen Missbrauchstäter vorgegangen. Unter anderem ging es um die Aufnahme eines Essener Priesters in sein Bistum, der zuvor in Essen und Bottrop Jungen sexuell missbraucht hatte.

Das Münchener Gutachten müsse „Konsequenzen für den Alltag“ haben, sagte der Essener Bischof weiter. Im Hinblick auf die Prävention von sexualisierter Gewalt sei in der katholischen Kirche in den vergangenen Jahren bereits viel geschehen. Er verwies unter anderem auf die Einrichtung von Betroffenenbeiräten in vielen Bistümern. „Gleichzeitig ist wichtig: Wir müssen in allem transparent sein“, betonte Overbeck.

Das Bistum Essen kündigte unterdessen für den Herbst die Präsentation einer weiteren Studie an. Das Münchener Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) sei beauftragt, die Missbrauchsfälle im Ruhrbistum mit einem sozialwissenschaftlichen Fokus aufzuarbeiten. Dabei gehe es besonders um die Frage, welche Strukturen, Verhaltensmuster und Fehler von Verantwortlichen sexualisierte Gewalt in kirchlichen Einrichtungen der Diözese begünstigt haben, hieß es. Das Institut habe seit März 2020 Zugang zu allen Akten und führe auf Basis der Aktenauswertung Interviews mit Verantwortlichen, Betroffenen und weiteren Zeitzeugen.

Eine juristische Untersuchung aller Personalakten zu Vorwürfen oder Verdachtsfällen sexuellen Missbrauchs hatte das Ruhrbistum bereits 2012 beauftragt und die Ergebnisse 2017 vorgestellt.