"Sea-Eye 4" sucht weiter Hafen für gerettete Flüchtlinge

"Sea-Eye 4" sucht weiter Hafen für gerettete Flüchtlinge

Frankfurt a.M. (epd). Die Besatzung des Rettungsschiffs „Sea-Eye 4“ wartet noch immer auf die Zuweisung eines Hafens. Viele der 219 Geflohenen an Bord hätten bereits die fünfte Nacht auf dem Schiff verbracht, erklärte die Organisation Sea-Eye am Dienstag. Es könne nicht sein, dass die Menschen erst zusammenbrechen, bevor sie an Land dürften, betonte der Sea-Eye-Vorsitzende Gorden Isler. Mehr als 200 Kommunen deutschlandweit seien zur Aufnahme von Geflüchteten bereit.

Am Sonntag mussten zwei Gerettete aus medizinischen Gründen von italienischen Einsatzkräften evakuiert werden. Unter den Verbliebenen sind der Organisation zufolge mehrere schwangere Frauen und Kinder. Die Besatzung der „Sea-Eye 4“ hatte in der vergangenen Woche bei vier Einsätzen die Menschen vor der libyschen Küste aus Seenot gerettet.

Derweil bestätigte die Internationale Organisation für Migration (IOM) den Schiffbruch von zwei Flüchtlingsbooten vergangenen Freitag und Samstag auf dem Mittelmeer. Mindestens 163 Menschen seien gestorben oder würden vermisst. Die Organisation sprach von einer weiteren vermeidbaren Tragödie und forderte sofortige Maßnahmen, um sichere Migrationsmöglichkeiten zu schaffen, Schlepper zu verfolgen und Rettungskapazitäten zu erhöhen. „Die Mittelmeeranrainer müssen dazu übergehen, die Rettung von Menschenleben als Priorität anzusehen“, erklärte IOM-Chef António Vitorino.

Neben der „Sea-Eye 4“ sind noch zwei weitere private Rettungsschiffe auf dem Mittelmeer. Auch die „Ocean Viking“ von SOS Méditerranée und die „Geo Barents“, die von „Ärzte ohne Grenzen“ betrieben wird, hatten Ende vergangener Woche jeweils Dutzende Menschen aus Seenot gerettet.

Die Fahrt über das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Laut der IOM sind in diesem Jahr bislang mindestens 1.859 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer könnte weit höher liegen.