Stuttgart, Tübingen (epd). Die islamische Theologin Simone Trägner-Uygun hat dazu aufgerufen, Musliminnen selbst mehr zu Wort kommen zu lassen, statt Stereotype und Vorurteile über sie zu verbreiten. „Ihre Stimmen finden zu wenig Gehör“, sagte sie am Dienstag in einem Vortrag in Stuttgart zur Rolle der Frauen in Islamgemeinden. Trägner-Uygun ist wissenschaftliche Mitarbeiterin des Zentrums für Islamische Theologe an der Eberhard Karls Universität Tübingen.
Meist habe das Fremdbild von muslimischen Frauen wenig mit deren Selbstbild zu tun. Von der nichtmuslimischen Öffentlichkeit werde eine muslimische Frau oft zur Projektionsfläche für den Islam und vonseiten der islamischen Gemeinden werde die Erwartung an die Frauen herangetragen, dass sie ein bestimmtes Bild repräsentieren sollen, das mit dem Rollen - und Islamverständnis der Gemeinde übereinstimme.
„Häufig können muslimische Frauen kaum eigene Impulse setzen, weil sei so vereinnahmt werden“, sagte die Theologin. Sie erlebe, dass sich viele muslimische Frauen zurückgezogen haben. Dies liege auch daran, dass Übergriffe auf muslimische Frauen leider oft zu deren Alltag gehörten.
Es stimme, dass es Missstände wie Gewalt und Benachteiligung gegenüber muslimischen Frauen gebe und diese teilweise auch religiös legitimiert würden. Hier seien die islamischen Gemeinden aufgefordert, sich dagegen zu positionieren. Man könne aber auch anerkennen, dass viele muslimische Frauen längst gesellschaftlich angekommen seien und erfolgreich im Beruf stünden. Dennoch müssten sie sich oft verteidigen und erklären, so Trägner-Uygun.
Die Jahrestagung der Islamberatung der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart fand dieses Jahr unter dem Thema „Die Rolle der Frauen in Islamgemeinden“ statt. Sie richtet sich an ein Fachpublikum aus Kommunen, Kirchen, Zivilgesellschaft und muslimischen Institutionen und dient zum Austausch und Vernetzung. Projektpartner der Islamberatung sind die Robert Bosch Stiftung und die Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl.
