Verteilungsbericht: Mittelschicht verliert Einkommen durch Corona

Verteilungsbericht: Mittelschicht verliert Einkommen durch Corona

Düsseldorf (epd). Die seit Anfang 2020 grassierende Corona-Pandemie hat in Deutschland viele Einkommenszuwächse der Mittelschicht aus den Vorjahren teilweise wieder aufgezehrt. Im Durchschnitt büßte seitdem rund die Hälfte der Mittelschicht-Haushalte Einkommen ein, wie der am Mittwoch vorgelegte neue Verteilungsbericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung schildert. Von den Einbußen waren vor allem Niedrigverdiener betroffen.

Dem Bericht zufolge haben 62 Prozent der Haushalte mit einem Vorkrisen-Monatseinkommen von unter 1.500 Euro netto jetzt weniger als zuvor. In der unteren Mittelschicht (1.500 bis 2.000 Euro) melden 54 Prozent der Haushalte und in der mittleren sowie oberen Mittelschicht (2.000 bis 3.500 Euro) zwischen 45 und 47 Prozent pandemiebedingt „zumindest zeitweise“ Einkommensrückgänge.

Als Folge erwartet das WSI mehr soziale Ungleichheit als vor der Pandemie. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit Tarifverträgen und Mitbestimmungsrechten seien in Krisen besser abgesichert und weniger betroffen als die untere Mittelschicht. Das Institut mahnt daher einen höheren Mindestlohn, die Stärkung tarifgebundener Arbeitsplätze sowie die Ausweitung der sozialen Sicherung an. Auch müsse beim klimaverträglichen Umbau der Wirtschaft auf den langfristigen Erhalt einer „tragfähigen Beschäftigungsbasis“ geachtet werden.

Für die Ermittlung der Einkommenstrends gaben laut Hans-Böckler-Stiftung fast 3.800 Erwerbstätige und Arbeitsuchende zwischen Frühjahr 2020 und Juli 2021 in einer Online-Umfrage insgesamt viermal Auskunft über ihre Situation. Die Umfrage sei mit Blick auf Alter, Bildung, Geschlecht und Bundesland repräsentativ.