UN-Sicherheitsrat fordert Waffenstillstand im Bürgerkrieg in Äthiopien

UN-Sicherheitsrat fordert Waffenstillstand im Bürgerkrieg in Äthiopien

Frankfurt a.M., New York, Addis Abeba (epd). Der UN-Sicherheitsrat fordert einen Waffenstillstand und ein Ende der Kämpfe im Bürgerkrieg in Äthiopien. In einer gemeinsamen Erklärung äußerten sich die Mitglieder des Rats am Freitagabend in New York tief besorgt über die Ausweitung und Intensivierung der Kämpfe in Nord-Äthiopien. In den vergangenen Tagen hatten sich Regierungstruppen und Rebellen, die Richtung Hauptstadt Addis Abeba vorrücken, heftige Gefechte geliefert. Der Konflikt begann vor einem Jahr in der Region Tigray und weitet sich seither auf andere Regionen aus.

Der Sicherheitsrat äußerte seine große Besorgnis über die Folgen des Konflikts für die humanitäre Lage in Äthiopien und die Stabilität des Landes und der Region. Die Mitglieder forderten unter anderem die Verstärkung von humanitärer Hilfe und Respekt für das humanitäre Völkerrecht. Sie riefen die Parteien auf, von Aufrufen zu Gewalt abzusehen. Der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed hatte zuvor die Bevölkerung aufgerufen, zu den Waffen zu greifen. Die äthiopische Armee rief am Freitag Veteranen auf, sich wieder zum Dienst zu melden, um die Armee zu unterstützen.

Die Gegner der Zentralregierung gewinnen Medienberichten zufolge an Macht. Am Freitag hatten sich demnach neun paramilitärische Gruppen, darunter die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) und die Oromo-Befreiungsarmee (OLA), zu einer Allianz zusammengeschlossen, um gemeinsam gegen die Zentralregierung zu kämpfen. In den vergangenen Tagen hatten die Gruppen nach eigenen Angaben bereits gemeinsam mehrere Städte in Nord-Äthiopien erobert. Die Volksgruppen aus Tigray und Oromia fühlen sich von der Zentralregierung unterdrückt.

Auslöser des Bürgerkriegs war ein Streit zwischen Zentral- und Regionalregierung in Tigray um die Macht in der nordäthiopischen Region. Seit dem Ausbruch in Tigray Anfang November 2020 haben sich die Kämpfe unter anderem auch auf die Regionen Afar und Amhara ausgeweitet. Der Konflikt hat eine humanitäre Krise ausgelöst, durch die UN-Schätzungen zufolge 400.000 Menschen in Tigray im Zustand einer Hungersnot leben. Rund 5,2 Millionen Menschen brauchen humanitäre Hilfe, um zu überleben. In den Regionen Afar und Amhara haben demnach 1,7 Millionen Menschen nicht genug zu essen.