Journalist: Corona wirkt so stark wie die 68er-Bewegung

Journalist: Corona wirkt so stark wie die 68er-Bewegung

Stuttgart (epd). Die Corona-Pandemie wird die Gesellschaft nach Einschätzung des Journalisten und Historikers Nils Minkmar so stark verändern wie zuletzt die studentische 68er-Bewegung. Der Gedanke „Alles könnte anders sein“ sei wieder lebendig, sagte Minkmar am Freitag beim 8. Digitalisierungsforum der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. So wenig sich die von den „68ern“ bewirkte Emanzipation zurückdrehen lasse, so wenig werde man etwa in der Arbeitswelt in die Zustände vor der Pandemie zurückkehren.

Die Präsenz am Arbeitsplatz, das schnelle Leben von Berufspendlern oder der volle Terminkalender hätten heute nicht mehr die Bedeutung wie in den Zeiten vor Corona. Auch sei der Unterschied zwischen Arbeits- und Freizeitkleidung aufgehoben worden. „Auf Zoom reicht auch der Kapuzenpulli“, sagte Minkmar.

Der Journalist bezeichnete die Pandemiebekämpfung als „humanistische, kollektive Leistung“. Erstmals in der Menschheitsgeschichte sei der gesamte Planet damit beschäftigt gewesen. Ohne die Maßnahmen wären laut Experten Millionen mehr Tote zu beklagen gewesen, betonte er.

Minkmar beobachtet gleichzeitig einen globalen Trend zur Einsamkeit. Abzulesen sei das etwa bei Corona-Leugnern, die sich über Internetplattformen radikalisierten und zum „politischen Arm der Einsamkeit“ würden. Den Kirchen komme in dieser Situation eine besondere Bedeutung zu, weil sie Begegnung ermöglichten, sagte der Journalist.

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