Sensationsfund: Elfenbeinkamm aus dem 6. Jahrhundert entdeckt

Sensationsfund: Elfenbeinkamm aus dem 6. Jahrhundert entdeckt

Deiningen, Donau-Ries (epd). Archäologen haben in Bayern zwei besondere Entdeckungen gemacht: Bei Grabungen im Nördlinger Ries seien in zwei reich ausgestatteten Gräbern aus dem 6. Jahrhundert ein verzierter Elfenbeinkamm und eine kostbare afrikanische Keramikschale gefunden worden, sagte Generalkonservator Mathias Pfeil, Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, am Freitag: „Die beiden Funde müssen damals echte Luxusgüter gewesen sein.“ Nördlich der Alpen seien solche Entdeckungen bislang einmalig.

Der Kamm stamme aus dem Grab eines etwa 40 bis 50 Jahre alten, zu Lebzeiten offenbar bedeutenden Mannes, heißt es weiter. Der Kamm ist deshalb so ungewöhnlich, weil er aus Elfenbein und von hochwertiger Qualität ist. Dazu kommen die geschnitzten Jagdszenen - gazellenartige Wesen, die vor Raubtieren davonzuspringen scheinen. Ob es sich dabei um afrikanische Tiere handelt, könne man nicht mit Sicherheit sagen.

„Vergleichbare Darstellungen auf einem Kamm aus diesem Zeitraum sind uns bislang nicht überliefert“, sagte Johann Friedrich Tolksdorf, Archäologe am Landesamt für Denkmalpflege. Elfenbeinschnitzereien des 6. Jahrhunderts seien zudem extrem selten überliefert. Das mache diesen Fund zu einer herausragenden archäologischen und zu einer wichtigen kunsthistorischen Quelle.

Die ebenfalls bei den Grabungen entdeckte Keramikschale befand sich im Grab einer 30 bis 40 Jahre alten Frau. Das Besondere: Die Schale wurde als „African red slip ware“ in einer Werkstatt im heutigen Tunesien gefertigt. Diese hochwertige rote Keramiksorte sei im Mittelmeerraum weit gehandelt worden. Der Fund im Nördlinger Ries sei aber erste Nachweis einer solchen Ware in Mitteleuropa.

Der Elfenbeinkamm und die Keramikschale zeigten, „wie weit die Kontakte der Menschen selbst nach der Auflösung des römischen Reiches und seinen Provinzen immer noch reichten“, ordnete Mathias Pfeil die Funde ein. Es könnte sich um Geschenke eines Herrschers, um Tribute oder um Beutestücke handeln. Die Grabungen fanden bei der Erschließung eines Baugebiets der Gemeinde Deiningen statt.