Schäuble: Die Menschen in Afghanistan nicht im Stich lassen

Schäuble: Die Menschen in Afghanistan nicht im Stich lassen

Berlin (epd). Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) hat die moralische Verpflichtung Deutschlands betont, die Menschen in Afghanistan nicht im Stich zu lassen. Ihr Schicksal erschüttere das Selbstverständnis des Westens, „unser Selbstverständnis“, sagte er am Mittwoch zum Auftakt der Afghanistan-Debatte im Bundestag. Mit dem Anspruch, „Afghanistan nach unseren Vorstellungen und Werten umzugestalten, sind wir gescheitert“, bilanzierte Schäuble. Jetzt müsse Deutschland zusammen mit seinen Verbündeten zeigen, dass es immerhin der Niederlage gewachsen sei. Den Menschen in Afghanistan Schutz zu gewähren, „die Hoffnungen in uns gesetzt und uns vor Ort unterstützt haben“, sei eine Frage der Mitmenschlichkeit, sagte der Bundestagspräsident.

Schäuble kündigte an, dass sich das nächste Parlament nach der Bundestagswahl mit der Aufarbeitung des Scheiterns in Afghanistan beschäftigen wird. Die Frage nach der Verantwortung werde parlamentarisch aufgearbeitet werden. Die internationale Gemeinschaft müsse indes Antworten finden darauf, wie bereits der Autoritätsverlust des Westens ausgenutzt werde und wie sie künftig bei der Rettung von Menschen, in Fragen der Migration und beim Kampf gegen den Terror „auch auf die Zusammenarbeit mit zweifelhaften Kräften und Regimen angewiesen“ sein werde.

Der Bundestag sollte im Anschluss an die etwa zweistündige Debatte über das Mandat für den bereits laufenden Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in der afghanischen Hauptstadt Kabul abstimmen. Seit Montag vergangener Woche werden mit Maschinen des Militärs deutsche Staatsbürger und soweit möglich Helfer der Staaten, die am internationalen Truppeneinsatz beteiligt waren, ausgeflogen. Bis Mittwochmorgen verließen laut Verteidigungsministerium in den Bundeswehrmaschinen mehr als 4.600 Menschen das Land.