Studie: Ausbau von Kita-Plätzen kommt nur langsam voran

Studie: Ausbau von Kita-Plätzen kommt nur langsam voran
Kommunen und Sozialverbände fordern dauerhafte Hilfen vom Bund
Im Westen gibt es weiter zu wenig Kita-Plätze für die ganz Kleinen, dafür ist der Personalschlüssel günstiger als im Osten. Sozialverbände, Gewerkschaften und Kommunen sehen den Bund mit einer dauerhaften Förderung in der Pflicht.

Gütersloh, Berlin (epd). Trotz eines massiven Ausbaus bei den Kitas gibt es laut einer Studie nach wie vor große Defizite. In Westdeutschland stehen weiterhin zu wenige Plätze für Kinder unter drei Jahren zur Verfügung, wie aus der am Dienstag von der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh vorgestellten Untersuchung hervorgeht. Im Osten betreut demnach eine Fachkraft zu viele Kinder. Um dieses „doppelte Ost-West-Gefälle“ bei Betreuungsplätzen und Personalschlüsseln binnen zehn Jahren weitgehend aufzulösen, würden insbesondere mehr Erzieherinnen und Erzieher benötigt, hieß es. Kommunen und Sozialverbände mahnten eine dauerhafte Förderung der Kinderbetreuung durch den Bund an.

In den ostdeutschen Bundesländern besuchen dem aktuellen „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“ zufolge 53 Prozent der unter Dreijährigen eine Kita oder Kindertagespflege. Im Westen sind es lediglich 31 Prozent.

Hingegen bieten die westdeutschen Einrichtungen mit einem Personalschlüssel von einer vollzeitbeschäftigten Kita-Fachkraft zu 3,5 ganztagsbetreuten Krippenkindern laut Studie eine höhere Qualität. In den neuen Bundesländern beträgt das Verhältnis demnach 1 zu 5,5. Kindgerecht wäre nach wissenschaftlichen Empfehlungen ein Personalschlüssel von 1 zu 3, erläuterte die Bertelsmann Stiftung. Diese Personalausstattung und zugleich ausreichend Plätze in allen Kitas seien in diesem Jahrzehnt nicht mehr zu realisieren. Dafür fehlten bis 2030 mehr als 230.000 Fachkräfte.

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund mahnte, dringende Aufgabe der neuen Bundesregierung müsse es sein, „einen Weg zu ebnen, wie die Personalausstattung verbessert und dauerhaft mitfinanziert werden kann“. Der Bund müsse den Qualitätsausbau über das Jahr 2022 hinaus weiter mitfinanzieren. Sonst bremse er das Engagement der Städte für bessere Kindertagesbetreuung aus.

Auch das Deutsche Kinderhilfswerk forderte von Bund, Ländern und Kommunen größere Kraftanstrengungen zur Verbesserung der Kita-Qualität in Deutschland. „Gute Kitaangebote zu schaffen und zu erhalten ist eine Daueraufgabe, die Länder und Kommunen nicht allein stemmen können“, erklärte Bundesgeschäftsführer Holger Hofmann in Berlin. Nötig seien dazu mehr finanzielle Mittel als auch bundeseinheitliche Mindeststandards in der Qualität. Der Flickenteppich bei Qualitätsmerkmalen wie der Personalausstattung und den Gruppengrößen müsse beendet werden.

„Wir brauchen flächendeckend geltende Mindeststandards für eine verbesserte Fachkraft-Kind-Relation“, mahnte auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Der Erzieherinnen- und Erzieherberuf müsse gesellschaftlich deutlich aufgewertet und besser bezahlt werden, sagte Vorstandsmitglied Doreen Siebernik in Frankfurt am Main. Der Bund müsse Länder und Kommunen unterstützen, um eine Weiterentwicklung der Qualität in der Kindertagesbetreuung langfristig sicherzustellen. Die Qualitätsverbesserungen sollten aus einem Sondervermögen dauerhaft finanziert werden.

Grundlage des jährlich aktualisierten Ländermonitorings sind den Angaben zufolge Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, aus der Kinder- und Jugendhilfestatistik und weiteren amtlichen Statistiken. Sie wurden mit Stand 1. März 2020 erhoben.