Menschenrechtler: Türkei baut Moscheen in jesidischen Dörfern

Menschenrechtler: Türkei baut Moscheen in jesidischen Dörfern

Göttingen (epd). Die türkische Religionsbehörde Diyanet lässt nach Informationen von Menschenrechtlern vermehrt Moscheen in jesidischen Dörfern in der nordsyrischen Region Afrin errichten. Damit versuche der türkische Staat, die Islamisierung der einst multireligiösen Region voranzutreiben, kritisierte die Gesellschaft für bedrohte Völker am Dienstag in Göttingen. Die Organisation wirft der Türkei vor, dort eine besonders radikale Auslegung des sunnitischen Islam zu verbreiten.

„Jesidische Quellen berichten uns vom Bau einer Moschee im einst jesidischen Dorf Shadere, südlich von Afrin-City“, sagte der Nahostexperte der Menschenrechtsorganisation, Kamal Sido. Dort lebten noch 45 Personen jesidischen Glaubens. Vor der türkischen Besatzung seien es 450 gewesen. Nachdem die meisten Jesiden vertrieben worden seien, habe die Türkei dort Muslime angesiedelt.

Was in den Moscheen und neuen Koranschulen in Afrin gepredigt werde, bestimme Diyanet, erklärte Sido. „Oft müssen schon kleine Mädchen ein Kopftuch tragen. Während des letzten Gaza-Krieges wurde an den Moscheen zudem massiv gegen Israel und Juden gehetzt“, ergänzte er.

Die Bevölkerung Afrins war der Gesellschaft für bedrohte Völker zufolge einst zu mindestens 96 Prozent kurdisch. Nach dem türkischen Einmarsch im Jahr 2018 seien die meisten Menschen vertrieben worden, der Anteil der kurdischen Bevölkerung sei auf etwa 25 Prozent gesunden. Früher hätten in Afrin auch 20.000 bis 30.000 jesidische Gläubige gelebt, heute seien es nur noch einige Tausend.