Rabbinerverband kritisiert Ditib-Beteiligung an NRW-Islamunterricht

Rabbinerverband kritisiert Ditib-Beteiligung an NRW-Islamunterricht

Düsseldorf, München (epd). Die Kritik an der Beteiligung des türkischen Islamverbandes Ditib an der Ausgestaltung des islamischen Religionsunterrichts in Nordrhein-Westfalen reißt nicht ab. Die Konferenz der Europäischen Rabbiner warf Behörden und Politik in einer am Mittwoch in München veröffentlichten Mitteilung „einen zu naiven Umgang mit Organisationen wie Ditib“ vor. Der Islamverband tue „wenig bis gar nichts, um Spaltung, Hass und Antisemitismus zu bekämpfen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie die Integration von Muslimen zu fördern“, erklärte der Präsident der Konferenz, der Oberrabbiner von Moskau, Pinchas Goldschmidt. Er appellierte an die Politik, „mittel- bis langfristig auf eine eigene neutrale Expertise zur Gestaltung des islamischen Religionsunterrichts zu setzen“.

Nordrhein-Westfalen hat die rechtlichen Grundlagen für den islamischen Religionsunterricht neu geregelt. Die Landesregierung schloss mit sechs islamischen Organisationen Verträge zur Zusammenarbeit in einer Kommission, die an der Erarbeitung von Lehrplänen, der Erteilung der Lehrbefugnis für Religionslehrer sowie bei der Genehmigung von Lehrmitteln mitwirkt. Beteiligt sind neben der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) auch die Islamische Religionsgemeinschaft NRW (IRG), das Bündnis Marokkanische Gemeinde (BMG), die Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland (IGBD), die Union der Islamisch-Albanischen Zentren in Deutschland (UIAZD) und der Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ).

Die Einbeziehung von Ditib hatte Proteste ausgelöst. Kritik kam unter anderem vom Liberal-Islamischen Bund, der Kurdischen Gemeinde Deutschland, aber auch von Bundes-Politikern von CDU, FDP und Grünen. Sie warnten vor dem Einfluss der türkischen Regierung, weil Ditib der Religionsbehörde Diyanet in Ankara unterstellt ist.

Das Schulministerium hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. Der NRW-Landesverband der Ditib habe seine Satzung geändert, so dass in der Zusammenarbeit beim islamischen Religionsunterricht „von einer ausreichenden Unabhängigkeit vom Ditib-Bundesverband und vom türkischen Staat ausgegangen werden kann“, teilte das Ministerium am Dienstagabend mit. Zudem habe der Ditib-Landesverband sich wie alle anderen mitwirkenden Verbände vertraglich verpflichtet, bei der Zusammenarbeit die gemeinsam geteilten Werte des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland und der Verfassung für das Land Nordrhein-Westfalen zu Grunde zu legen.