Militär übernimmt nach Präsidententod Macht im Tschad

Militär übernimmt nach Präsidententod Macht im Tschad
Präsident Idriss Déby erlag nach einem Aufenthalt an der Front einer Kopfverletzung. Die Regierung musste sich gegen Aufständische verteidigen. Erst am Montag hatte
die Wahlkommission Débys Wiederwahl verkündet.

Frankfurt a.M., N'Djamena (epd). Nach dem Tod des tschadischen Präsidenten Idriss Déby hat das Militär die Macht übernommen. In einer Erklärung verkündete die Armee des westafrikanischen Landes am Dienstag die Auflösung der Regierung und der Nationalversammlung sowie die Gründung eines militärischen Übergangsrats. Dem Militär zufolge erlag Déby einer Verletzung, die er sich bei einem Aufenthalt an der Front zugezogen hatte, wo das Militär seit einigen Tagen gegen Rebellen kämpft, die offenbar das Ziel hatten, Déby zu stürzen.

Der neue Machthaber und Sohn des verstorbenen Präsidenten, General Mahmat Idriss Déby, kündigte den Beginn einer 18 Monate langen Übergangszeit an, in der freie, demokratische und transparente Wahlen stattfinden sollen. Der militärische Übergangsrat sei eingesetzt worden, um das Land verteidigen zu können und die Zukunft des Tschads zu gewährleisten.

Präsident Déby habe sich im Norden des Landes bei den Truppen an der Front aufgehalten und sei dort am Kopf verletzt worden, teilte der militärische Übergangsrat mit. Bei seiner Rückführung in die Hauptstadt N’Djamena sei der 68-Jährige seinen Verletzungen erlegen. Die neuen Machthaber kündigten eine 14-tägige Staatstrauer an, verhängten eine sofortige nächtliche Ausgangssperre und ließen die Grenzen schließen. Die Rebellenkoalition Fact hatte am 11. April einen Vormarsch aus Libyen begonnen.

Déby, ein früherer Militär, kam selbst durch einen Aufstand 1990 an die Macht und war einer der am längsten regierenden Staatschefs in Afrika. Erst am Montag hatte die Wahlkommission seine Wiederwahl für eine sechste Amtszeit bekanntgegeben. Die Abstimmung am 11. April gewann er demnach mit knapp 80 Prozent der Stimmen. Déby regierte den Tschad mehr als 30 Jahre lang zunehmend autokratisch und bekämpfte ein Erstarken der Opposition im Wahlkampf mit heftiger Repression. Zahlreiche politische Kontrahenten Débys wurden vor den Wahlen inhaftiert.

Der Tschad gehört zu den ärmsten Ländern der Welt und spielt eine wichtige Rolle im Kampf gegen islamistische Terrorgruppen im Sahel. Das Land ist Teil der Militärallianz G5-Sahel, in der sich Truppen aus Mauretanien, Burkina Faso, Mali, Niger und Tschad zum gemeinsamen Kampf gegen islamistische Rebellen in der Region zusammengeschlossen haben. Die Rebellenkoalition Fact wurde 2016 von früheren Militärs gegründet und nutzte den Süden im Bürgerkriegsland Libyen als Basis.