Myanmar: Aktivisten melden neue Gewalt mit mehr als 80 Toten

Myanmar: Aktivisten melden neue Gewalt mit mehr als 80 Toten
Seit dem Putsch vom 1. Februar geht Myanmars Militärregime zunehmend brutal gegen die demonstrierende Bevölkerung vor. Aus der viertgrößten Stadt Bago wurde ein Massaker gemeldet. Auch die Lage an den Grenzen spitzt sich zu.

Frankfurt a.M., Yangon (epd). In Myanmar sind nach Angaben einer Hilfsorganisation erneut Dutzende Menschen getötet worden. Bei dem brutalen Vorgehen des Militärregimes gegen Demonstranten in der Stadt Bago seien mindestens 82 Menschen ums Leben gekommen, erklärte die Hilfsorganisation für politische Gefangene (AAPP) am Wochenende. Insgesamt wurden damit den Angaben zufolge seit dem Putsch Anfang Februar 701 Menschen bei Protesten getötet. Trotzdem gingen die Kundgebungen in mehreren Regionen Myanmars weiter, wie die Nachrichtenportale "Myanmar Now" und "Irrawaddy" am Sonntag meldeten.

Das Massaker in Bago nahe der Handelsmetropole Yangon sei bereits am Freitag begangen worden, erklärte die AAPP späten Samstagabend (Ortszeit) weiter. Allerdings habe es gedauert, bis die Informationen darüber bekannt wurden. Befürchtet wurde, dass die Zahl der Opfer noch steigt. Es war die zweithöchste Zahl an Toten innerhalb eines Tages seit dem Staatsstreich. Ende März waren binnen 24 Stunden landesweit 114 Zivilisten erschossen worden.

Die UN-Vertretung in Myanmar äußerte sich am Samstag besorgt über lokale Medienberichte, wonach die Bewohner in der viertgrößten Stadt des Landes mit schweren Waffen angegriffen worden seien. Auch soll Verletzten die medizinische Versorgung verweigert worden sein. Die Gewalt müsse unverzüglich beendet werden, forderten die Vereinten Nationen.

Für Empörung sorgte ein Bericht des staatlichen Senders MRTV, nach dem ein Militärgericht mindestens 19 Personen zum Tode verurteilt habe. Davon seien 17 auf der Flucht. Bei den Betreffenden handelt es sich laut MRTV um Demonstranten, die für den Tod eines Soldaten verantwortlich gemacht wurden.

Unterdessen spitzt sich die Lage auch in abgelegenen Regionen zu. Laut einem "Irrawaddy"-Bericht vom Sonntag wurden am Vortag in der Stadt Tamu an der Grenze zu Indien 18 Soldaten getötet. Zudem kamen bei einem Angriff ethnischer Rebellen auf eine Polizeistation im nordöstlichen Bundesstaat Shan mindestens acht Beamte ums Leben, wie "Myanmar Now" am Samstagabend meldete.

Kürzlich hatte eine Allianz aus drei Milizen von Aufständischen erklärt, sich auf die Seite der Demonstranten zu schlagen, sollte die Junta die Gewalt gegen die Bevölkerung nicht beenden. Die "Arakan Army", die "Ta'ang National Liberation Army" sowie die "Myanmar National Democratic Alliance Army" hatten außerdem mit Vergeltungsschlägen gedroht. Im Norden und Osten Myanmars haben zwei weitere Rebellen-Organisationen ihre Attacken auf Stützpunkte von Militär und Polizei verschärft. Beobachter warnen vor einem Bürgerkrieg.