KZ-Überlebende bei Gedenken an Buchenwald-Befreiung

KZ-Überlebende bei Gedenken an Buchenwald-Befreiung
Festakt mit Bundespräsident Steinmeier in Weimar
Das 2020 wegen der Pandemie verschobene Gedenken an die Befreiung der Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora ist weiter nicht in voller Präsenz möglich. Dafür wurde das digitale Angebot ausgebaut. Zudem gibt es Ausstellungen im Freien.

Weimar (epd). Mit einem Festakt, Kranzniederlegungen und umfangreichem Begleitprogramm soll in Thüringen der Befreiung der Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora vor 76 Jahren gedacht werden. Zu der Gedenkfeier am 11. April würden neben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auch die thüringische Landtagspräsidentin Birgit Keller und Ministerpräsident Bodo Ramelow (beide Linke) sowie die Überlebenden Eva Fahidi-Pusztai und Alex Hacker erwartet, sagte der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner, am Mittwoch in Weimar. Ein Livestream der Veranstaltung im Deutschen Nationaltheater Weimar werde in mehrere Sprachen übersetzt.

Leider habe sich die Hoffnung, die wegen der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr ausgefallenen Gedenkfeiern zum 75. Jahrestag der Befreiung nun einfach nachholen zu können, nicht erfüllt, sagte Wagner. Dafür seien die digitalen Angebote ausgebaut worden. Dazu zähle auch liberation.buchenwald.de, ein neues Internet-Portal der Stiftung.

Für den 31. März geht auf dem Portal der Blog #otd1945 ("on this day 1945") auf den Vierteljahresbericht von Lagerarzt Gerhard Schiedlausky ein. In den ersten 90 Tagen des Jahres 1945 registrierte er über 13.000 Tote - mehr als im gesamten Jahr 1944. Die Menschen starben an Entkräftung, vor Hunger, an Krankheiten und Misshandlungen; sie waren erfroren, Opfer von Versuchen oder gezielt ermordet worden. In der Sprache der Täter jedoch waren sie "eines natürlichen Todes" gestorben, wie es in dem Blog-Eintrag heißt.

Wagner sagte, neben dem Gedenken und der Erinnerung an die Opfer bilde vor allem die Vermittlung von Wissen über die NS-Zeit einen Schwerpunkt der Stiftungsarbeit. Dazu zählten auch künstlerische Interventionen im öffentlichen Raum. So werde vor dem Nationaltheater in Kooperation mit dem Goethe-Institut die Installation "Verschwindende Wand" aufgebaut. Sie vereine auf 6.000 Holzklötzen Zitate von Überlebenden der Lager und mache deren Botschaften sichtbar. Die Menschen vor Ort hätten nicht nur die Möglichkeit, diese Zitate zu lesen, sondern könnten auch einen Zitatklotz mitnehmen.

Bereits am Vorabend der offiziellen Gedenkfeier gebe es eine szenische Lesung mit Livestream aus dem Nationaltheater, hieß es weiter. Im Mittelpunkt stünden dabei drei Protagonisten aus dem Roman "Wolke und Walzer" von Ferdinand Peroutka. Der Autor verarbeitete darin seine Erlebnisse im KZ Buchenwald.

Zudem verwies Wagner auf die Ausstellung "Haut, Stein" von Jakob Ganslmeier. Die schwarz-weiß Aufnahmen konfrontierten die Tattoos ehemaliger Neonazis mit der Symbolik der NS-Architektur. Die Bilder würden zunächst zwischen Bauhaus-Museum und ehemaligen Gau-Forum in Weimar und danach vor der Stadtbibliothek in Nordhausen präsentiert, erklärte er.

Das KZ Buchenwald auf dem Ettersberg bei Weimar wurde 1937 errichtet. Bis April 1945 waren dort fast 280.000 Menschen inhaftiert. Die SS zwang die Häftlinge zur Arbeit für die Rüstungsindustrie. Mehr als 56.000 Menschen kamen um. Das KZ Dora war am 28. August 1943 als Außenlager Buchenwalds eingerichtet worden. In ihm waren etwa 60.000 Häftlinge eingesperrt. Ein Drittel starb wegen der inhumanen Lebensbedingungen etwa bei der Produktion von V2-Raketen in unterirdischen Stollen.