Erzbistum Köln: Missbrauchsbeauftragter Rörig fordert "Kursänderung"

Erzbistum Köln: Missbrauchsbeauftragter Rörig fordert "Kursänderung"

Düsseldorf (epd). Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, fordert vom Erzbistum Köln eine weitreichende Kursänderung. Auch mit der Vorstellung des Gutachtens am Donnerstag zum Umgang mit Missbrauchstaten durch Kirchenpersonal zwischen 1975 und 2018 werde längst nicht alles in Ordnung sein, sagte Rörig der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (online, Print Donnerstag). Es komme jetzt vor allem darauf an, "welche Verantwortung das Erzbistum dann glaubhaft und umfassend übernehmen will".

Der Jurist betonte, dass ein Rücktritt von Bischöfen nur um des Rücktritts willen nichts bringe. Ein Rücktritt sei zwar immer auch eine Zäsur und zeige, dass eine Pflichtwidrigkeit zur Aufgabe des Amtes führen kann. "Und dann ist doch die spannende Frage, ob ein Rücktritt wirklich auch zu notwendigen Veränderungen führt, also zu einer Kursänderung." Das sei abhängig von der Veränderungsbereitschaft der gesamten Institution.

Spannend seien die Tage zwischen dem 18. und dem 23. März, also zwischen der Veröffentlichung des Gutachtens und der Bekanntgabe des Erzbistums zu Konsequenzen, vor allem mit Blick auf die Täter, erklärte Rörig. Aber es sollte auch die Opferperspektive eingenommen werden. "Dass man sich anschaut, wie Kirchenleute mit betroffnen Kindern nach dem Missbrauch umgegangen sind." Auch die Frage nach dem, was die Betroffenen jetzt benötigten, gehe weit über das juristische Gutachten hinaus.

"Jeder, der ein wichtiges Amt innehat und pflichtwidrig handelte, sollte sich selbstkritisch befragen, welche Folgen sein Handeln hatte und welche Schäden und Belastungen dadurch verursacht wurden", sagte Rörig. "Dann sollte niemand am eigenen Sessel kleben." Er forderte, den Fokus auch auf die Prävention von Missbrauch zu legen. Wichtig sei die Frage, welche Risiken zum Beispiel die Beichte von Kindern und Jugendlichen birgt. "Wie kann sie so gestaltet werden, dass sie nicht Einfallstor für die Ausnutzung einer Machtstellung wird?" Diese Fragen müssten jenseits von juristischen Sachverhalten vorangebracht werden, mahnte er.