Barmherzigkeit: Stimmen zur Jahreslosung für 2021

Eine Hand stützt einen Baum
© Neil Thomas/Unsplash
Die Kernbotschaft der Jahreslosung für 2021 lautet: „Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“ (Lukas 6,36).
Barmherzigkeit: Stimmen zur Jahreslosung für 2021
Seit 1930 begleitet Christinnen und Christen in Deutschland jährlich ein ausgewählter Bibelspruch. Für 2021 lautet die Jahreslosung: "Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!" (Lukas-Evangelium, Kapitel 6, Vers 36). Absolut passend, finden prominente Vertreter aus Kirchen und Politik:
03.01.2021
epd
Von Patricia Averesch

MARGOT KÄSSMANN, evangelische Theologin: "Barmherzigkeit ist für mich ein Charakterzug von Menschen. Sie fragen nicht, was jetzt Recht und Gesetz wäre, sondern erbarmen sich, öffnen ihr Herz für andere. Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter zeigt das eindrücklich bis heute. Er ist nicht zuständig für den Verletzten, aber er sorgt für ihn. Barmherzig sind Menschen, die teilen, sich engagieren, ohne dazu verpflichtet zu sein, die aus einer Haltung der Nächstenliebe heraus handeln. Ich denke an Menschen auf den griechischen Inseln, die Geflüchtete versorgen, obwohl diese ihr Alltagsleben durchaus belasten. Sie haben ein Herz für andere."

HEINRICH BEDFORD-STROHM, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD): "Für mich ist Barmherzigkeit ein Programm, ein Auftrag Gottes an uns alle. Sei barmherzig mit dir, sei barmherzig mit anderen, du verlierst nichts dabei. Du gewinnst. Wer barmherzig ist, schließt verfahrene Situationen auf, der erreicht Herzen und schafft Umdenken bei Festgefahrenem."

STEPHAN WEIL, Ministerpräsident von Niedersachsen (SPD): "Uneigennützig Menschen in Not zu helfen, das verstehe ich im Kern unter Barmherzigkeit. Barmherzigkeit ist etwas anderes als Mitleid, nämlich aktives Handeln. Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, wird auch im Kleinen vielfach fündig. Ich denke an Nachbarn, die sich ganz selbstverständlich unterstützen, der freundliche Gruß, das Gespräch am Gartenzaun - all die aufrichtigen Gesten des Miteinanders vor allem gegenüber denjenigen, die weniger haben als man selbst."

RALF MEISTER, hannoverscher Landesbischof: "Barmherzigkeit ist zuerst eine Wesensbeschreibung von Gott. Er sucht Menschen auf in ihrer Schwäche, ihren Gefährdungen und Unsicherheiten. Diese Barmherzigkeit ist mehr als Mitleid. Besser als das deutsche Wort Barmherzigkeit drückt es das lateinische Wort aus: Misericordia. Das Herz öffnen für die Misere anderer Menschen."

EDDA BOSSE, Präsidentin der Bremischen Evangelischen Kirche: "Barmherzigkeit ist die weiche Stelle in jedem Menschen. Das bezieht sich durchaus nicht nur auf Christen oder überhaupt religiöse Menschen. Jeder Mensch hat diese für mich weiche Stelle der Wahrnehmungsfähigkeit, der Sensibilität und des Schauens auf den Anderen. Wenn wir diese weiche Stelle in uns pflegen und hüten, dann sind wir als Mitmenschen und auch als Gesellschaft immer wieder auf einem guten Boden."

FRANZ-JOSEF BODE, Bischof des katholischen Bistums Osnabrück und stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz: "Barmherzigkeit ist für mich eine Grundhaltung, die zum Kern des Christlichen gehört. Sie bedeutet, statt eines Herzens aus Stein ein Herz aus Fleisch und Blut zu haben und so aus der eigenen Mitte heraus sich dem Mitmenschen als Person mit Leib und Seele zuzuwenden, so dass es sein Herz bewegt. Der Maßstab der Barmherzigkeit ist kein geringerer als das Erbarmen Gottes selbst."

THOMAS STERNBERG, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK): "Barmherzigkeit ist die notwendige, emotionale Ergänzung zu Recht und Gerechtigkeit. Wie sähe eine Gesellschaft ohne Barmherzigkeit aus? Ohne Barmherzigkeit gibt es keine umfassende Gerechtigkeit. Eine Herrschaft allein des Rechts führe zur höchsten Ungerechtigkeit, liest man bei Cicero. Sie ist die notwendige Ergänzung des Gesetzes."