Rotkreuz-Präsident: Hilfslieferungen für Tigray weiter schwierig

Rotkreuz-Präsident: Hilfslieferungen für Tigray weiter schwierig

Frankfurt a.M., Genf (epd). Der Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Peter Maurer, hat eine schlechte humanitäre Lage in der umkämpften äthiopischen Region Tigray beklagt. Besonders in Krankenhäusern sei die hygienische Situation äußerst ernst, sagte Maurer dem französischen Auslandssender RFI am Mittwoch. So sei ein Partnerkrankenhaus des IKRK in der Regionalhauptstadt Mekele seit Wochen praktisch außer Betrieb, weil es keine medizinischen Instrumente mehr gebe.

In Tigray begannen Anfang November heftige Kämpfe zwischen der äthiopischen Armee und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF), die dort bisher an der Macht war. Die Region im Norden des Landes ist von der Außenwelt weitgehend abgeschnitten. Trotz Zusagen der äthiopischen Regierung war die Lieferung von humanitärer Hilfe bisher kaum möglich. IKRK-Präsident Maurer sagte, die Situation sei weiterhin kompliziert. Die Genfer Konventionen schrieben zwar vor, dass die Kriegsteilnehmer unabhängige Organisationen bei Hilfslieferungen unterstützen. Dies geschehe in Äthiopien jedoch nicht.

Nach mehr als einem Monat hatte am Samstag erstmals ein internationaler Konvoi mit humanitären Hilfsgütern Mekele erreicht. Die sieben Rot-Kreuz-Lastwagen hätten dringend benötigtes medizinisches Material für mehr als 400 Schwerverwundete geliefert, erklärte das IKRK. Die Vereinten Nationen hatten die Regierung in der Hauptstadt Addis Abeba in den vergangenen Wochen immer wieder aufgerufen, Hilfslieferungen in Tigray zu ermöglichen.

Der Generalsekretär des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Christian Reuter, erklärte am Mittwoch: "Die humanitären Auswirkungen sind sowohl innerhalb Äthiopiens als auch jenseits der Grenze zum Sudan deutlich zu spüren und erschütternd." Das DRK unterstütze das äthiopische Rote Kreuz bei der Ausstattung und Instandhaltung von Ambulanzfahrzeugen. Im Nachbarland Sudan leiste das DRK Soforthilfe in einem Flüchtlingslager und einem Erstaufnahmelager. Schätzungen der UN zufolge sind seit dem Beginn der Kämpfe rund 50.000 Menschen in den Sudan geflohen.

Die äthiopische Regierung hatte Anfang Dezember den Sieg über die TPLF erklärt. Medienberichten zufolge kommt es jedoch weiterhin zu Gewalt. Hintergrund des Konflikts ist ein Kampf um Macht und Einfluss, nicht nur in Tigray, sondern auch in der Zentralregierung.