Frankfurt a.M., Abuja (epd). Die islamistische Terrororganisation Boko Haram hat sich einem Medienbericht zufolge zur Entführung Hunderter Schüler in Nigeria bekannt. Das nigerianische Onlinemagazin "Daily Nigerian" erhielt am Dienstag nach eigenen Angaben eine Audiobotschaft, die dem Boko-Haram-Anführer Abubakar Shekau zugeschrieben wird. Darin sagte er, die Jungen seien entführt worden, weil die Schule nicht die Lehre des Propheten verkündet habe und den Islam damit zerstöre. Bei dem Angriff auf die Schule in der Stadt Kankara im Norden des Landes waren am Wochenende wahrscheinlich mehr als 800 Kinder entführt worden, von denen viele weiter vermisst werden.
Shekau sagte dem Bericht zufolge in der Tonaufnahme, der Angriff habe zum Ziel gehabt, den Islam zu fördern und "unislamische Methoden" zu verhindern. Westlich-orientierte Bildung verstoße gegen die Lehre von Allah und des Propheten. Die Terrorgruppe Boko Haram, die sich als Teil des sogenannten Islamischen Staats versteht, ist seit 2009 im Norden Nigerias aktiv und will nach eigenen Angaben dort einen Gottesstaat errichten. Die Miliz hatte Beobachtern zufolge jüngst ihre Präsenz im betroffenen Bundesstaat Katsina verstärkt.
Der Gouverneur von Katsina, Aminu Bello Masari, erklärte am Montagabend, die Entführer hätten Kontakt zur Regierung aufgenommen und es fänden Gespräche über die Freilassung der Schüler statt. Mit wem die Regierung verhandelt, teilte Masari nicht mit. Medienberichten zufolge hatten rund 100 bewaffnete Kämpfer die Schule in der Nacht zum Samstag gestürmt. Mindestens 333 Schüler werden noch vermisst.
Boko Haram hat nach Schätzungen von Unicef seit 2013 mehr als 1.000 Kinder in Nigeria entführt. Am 14. April 2014 hatte die Terrorgruppe 276 Schülerinnen aus einer Schule im Ort Chibok im Norden des Landes verschleppt und damit weltweit für Schlagzeilen gesorgt. 57 Mädchen konnten seither fliehen, 107 wurden befreit, von den anderen 112 fehlt noch immer jede Spur.