Zeitung: Woelki will Papst mögliche Pflichtverletzung prüfen lassen

Zeitung: Woelki will Papst mögliche Pflichtverletzung prüfen lassen

Köln (epd). Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki hat sich einem Zeitungsbericht zufolge wegen des Vorwurfs, er habe sexuellen Missbrauch vertuscht, an Papst Franziskus gewandt. Er habe den Papst gebeten, "zu prüfen, ob ich eine Pflichtverletzung nach kanonischem Recht begangen" habe, sagte Kardinal Woelki nach Informationen des "Kölner Stadt-Anzeigers" (Freitag) in einer Videokonferenz für Pfarrgemeinde- und Dekanatsräte.

Das Erzbistum Köln hatte am Donnerstag einen Bericht des "Kölner Stadt-Anzeigers" bestätigt, nach dem Woelki 2015 Missbrauchsvorwürfe gegen einen inzwischen gestorbenen Düsseldorfer Priester nicht an den Apostolischen Stuhl in Rom meldete. Die Tat wurde nach Recherchen der Zeitung Ende der 70er Jahre von einem 1929 geborenen Pfarrer verübt, Opfer sei ein Junge im Kindergartenalter gewesen. Das Opfer habe den Missbrauch 2010 beim Erzbistum Köln angezeigt, das ihm nach einer Prüfung eine Summe von 15.000 Euro gezahlt habe.

Wegen des Falles prüft der Münsteraner Bischof Felix Genn als dienstältester Bischof der Kirchenprovinz Köln, ob er kirchenrechtliche Ermittlungen gegen Woelki aufnimmt. Er ist unter bestimmten Umständen zu einer solchen Untersuchung verpflichtet. Papst Franziskus hatte 2019 eine Meldepflicht für Missbrauchsfälle angeordnet und die Vertuschung von sexuellem Missbrauch als Straftat definiert.

Der zurückgetretene Sprecher des Betroffenenbeirats im Erzbistum Köln, Patrick Bauer, fordert, die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in die Hände einer unabhängigen "Wahrheitskommission" zu legen. Die katholische Kirche insgesamt sei "nicht mal mehr ansatzweise in der Lage, adäquat mit dem Missbrauchsskandal umzugehen", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Es werde offenbar, "dass das System Kirche nur darauf aus war, sich selbst zu schützen".

Das Erzbistum Köln begründete Woelkis Vorgehen damit, dass der beschuldigte Pfarrer aus gesundheitlichen Gründen nicht vernehmungsfähig gewesen sei. Dies habe eine kanonische Voruntersuchung verhindert.

Woelki selbst verwies darauf, dass der Fall und die gegen ihn erhobenen Vorwürfe "Teil der aktuellen unabhängigen Untersuchung" seien, deren Ergebnisse im März präsentiert werden sollen. "Sollte ich im konkreten Fall Fehler gemacht haben, werden diese klar benannt und ich werde danach handeln", kündigte der Kölner Erzbischof an. Ein erstes von ihm in Auftrag gegebenes Gutachten zu sexuellem Missbrauch im Erzbistum Köln hält Woelki wegen "methodischer Mängel" unter Verschluss.