Guterres warnt vor verschärfter humanitären Krise in Afghanistan

Guterres warnt vor verschärfter humanitären Krise in Afghanistan

Genf (epd). UN-Generalsekretär António Guterres hat vor einer Zuspitzung der humanitären Krise in Afghanistan gewarnt. Der kommende Winter drohe das Leiden der Bevölkerung weiter zu erhöhen, erklärte Guterres am Dienstag bei der virtuellen Afghanistan-Geberkonferenz in Genf. Die widrigen Wetterverhältnisse könnten Krankheiten wie Covid-19 begünstigen und den vielen armen Menschen weiter zusetzen.

Der UN-Generalsekretär äußerte sich auch besorgt über die andauernde Gewalt in Afghanistan, die viele unschuldige Zivilisten treffe. Guterres dankte per Video den rund 70 Regierungen, die an der Konferenz teilnehmen und ihre Bereitschaft zur Hilfe für Afghanistan versichert hatten.

UN-Diplomaten rechneten mit finanziellen Ergebnissen der Afghanistan-Geberkonferenz 2020 am Abend. Auf der Afghanistan-Geberkonferenz 2016 in Brüssel sagten die Staaten 15,2 Milliarden US-Dollar für vier Jahre zu.

Der afghanische Präsident Aschraf Ghani versprach weitere Anstrengungen seiner Regierung, um dem zerrissenen Land einen dauerhaften Frieden zu bringen. Die Gewalt müsse beendet werden, betonte er mit Blick auf die innerafghanischen Friedensgespräche mit den radikal-islamischen Taliban, die in Doha, Katar, stattfinden.

Die UN, Afghanistan und Finnland organisierten die am Montag eröffnete zweitägige Geberkonferenz. Geplant ist, dass die Regierungen neben den finanziellen Zusagen auch eine politische Erklärung zu Afghanistan verabschieden.

Vor wenigen Tagen hatte US-Präsident Donald Trump die Reduzierung der US-Truppen am Hindukusch von derzeit 4.500 auf 2.500 Soldaten bis Mitte Januar angekündigt. Dies löste Befürchtungen vor einem Erstarken der Taliban aus. In einem Abkommen im Februar hatten die USA den Taliban den vollständigen Truppenabzug bis April 2021 zugesagt. Eine der Bedingungen dafür ist ein innerafghanisches Friedensabkommen. Auch die deutschen und anderen Nato-Truppen würden mit Abzugsplänen vermutlich folgen.

Seit September verhandeln in Doha die afghanische Regierung und die Taliban, die weite Gebiete des Landes kontrollieren. In Afghanistan wurden laut den UN im laufenden Jahr bis Oktober knapp 6.000 Zivilisten durch Gewalt getötet oder verletzt. Nahezu 300.000 Menschen sind gemäß den Angaben allein in diesem Jahr innerhalb des Landes geflüchtet.