Ruhrbischof Overbeck räumt Schuld im Umgang mit Missbrauchsfall ein

Ruhrbischof Overbeck räumt Schuld im Umgang mit Missbrauchsfall ein

Essen (epd). Eine unabhängige Studie einer Kölner Anwaltskanzlei offenbart nach Angaben des Essener Bistums Fehler der Bistumsleitung im Umgang mit einem aus Köln stammenden Priester. Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck nennt den Bericht in einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung des Bistums "beschämend". Der heute 87-jährige und pflegebedürftige Priester wurde laut Mitteilung in den 1970er und 1980er Jahren wegen Missbrauchstaten an Kindern und Jugendlichen im Erzbistum Köln und im Bistum Münster verurteilt. Er hatte sich den Angaben nach 2001 an das Bistum Essen gewandt, um dort seinen Ruhestand zu verleben.

Overbeck sagte, er hätte den Priester spätestens 2010 nach seinem eigenen Amtsantritt als Bischof abziehen müssen. Als Ruhestandspriester lebte dieser bis 2015 in Bochum-Wattenscheid und engagierte sich dort in einer Gemeinde. "Das war mein Versäumnis", sagte Overbeck. Der Bericht offenbare im Ruhrbistum deutliche Fehler im Umgang mit dem Geistlichen und stelle unter anderem fehlende Akten, mangelnde Absprachen mit den anderen beteiligen Bistümern und eine frühere Information der Essener Personalverantwortlichen als bisher bekannt fest.

Das nun vorliegende Ergebnis "beschämt mich sehr", schreibt Overbeck nach Bistumsangaben in einem Brief an die Gemeinde St. Joseph in Bochum-Wattenscheid, der er diese Untersuchung im vergangenen Jahr persönlich zugesagt hatte. Insgesamt offenbare der Umgang mit dem Mann "bis in die jüngste Vergangenheit hinein erhebliche Mängel an Professionalität, Kooperation, Transparenz, Kommunikation und Sensibilität". Overbeck schreibt weiter: "Für die Verkettung von Fehlleistungen, die Versäumnisse und Missstände, die jetzt offenbar geworden sind, entschuldige ich mich ausdrücklich und persönlich."

Anders als bislang gedacht, müsse man heute "mit hinreichender Sicherheit feststellen, dass die Personalverantwortlichen in unserem Bistum bereits frühzeitig - nämlich schon im Februar 2001 - die Vorgeschichte des Geistlichen zumindest in Teilen kannten, also auch von Vorstrafen wussten", erläuterte der Bischof.

Auch nach seiner Amtsübernahme als Bischof 2010 hätte er den dringenden Handlungsbedarf erkennen müssen, erklärte Overbeck. Ähnlich äußerte er sich auch in einem Interview in der aktuellen Ausgabe der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt": "Ich habe Schuld auf mich geladen", sagt der Bischof in dem am Donnerstag erschienenen Beitrag.