Bergkarabach-Konflikt: Armenische Kirchenmänner wollen deutsche Hilfe

Bergkarabach-Konflikt: Armenische Kirchenmänner wollen deutsche Hilfe

Berlin (epd). Armenische Kirchenvertreter werfen der Bundesregierung mangelnden Einsatz zur Lösung des Konflikts in der Kaukasusregion Bergkarabach vor. "Die Armenier sind in ihrer Existenz bedroht", sagte der Vertreter der Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland, Ilias Uyar, am Dienstag in Berlin. Aserbaidschan und die türkische Führung versuchten, mit völkerrechtswidrigen Angriffen eine humanitäre Katastrophe unter der Zivilbevölkerung herbeizuführen. Er äußerte sein Unverständnis darüber, "wie inaktiv die deutsche Politik bislang agiert".

Uyar kritisierte: "Bis auf Appelle an beide Seiten kam nichts von der deutschen Seite." Damit werde die Bundesregierung weder ihrem aktuellen Sitz im UN-Sicherheitsrat gerecht noch der deutschen EU-Ratspräsidentschaft. "Mit Appellen schützt man keine Menschenleben." Er forderte Deutschland auf, zu Friedensgesprächen einzuladen. Die armenische Kirche vermisse auch eine Resolution des Bundestags, die zum Frieden aufrufe, aber auch gleichzeitig das Vorgehen der Türkei verurteile und zu Sanktionen auffordere.

Der Primas der Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland, Bischof Serovpe Isakhanyan, betonte, der Bergkarabach-Konflikt sei nicht religiöser Natur, auch wenn Aserbaidschan eine religiöse Komponente hineinbringe, in dem es gezielt eine symbolträchtige Kirche bombardiere und syrische Dschihadisten als Söldner einsetze. "Armenier in Bergkarabach haben kein Interesse, einen Krieg anzufangen", betonte er. Es sei keine Schwäche, sondern die Natur des Christentums, Frieden zu wollen.

Der Schriftsteller Dogan Akhanli wies auf die Rolle der türkischen Presse hin, die "Kriegshetze" betreibe, was zu einer feindseligen Haltung gegen Armenier führe. Wenn sich dies nicht ändere, seien auch Armenier, die in Deutschland leben, bedroht.

Die Region Bergkarabach gehört völkerrechtlich zum islamisch geprägten Aserbaidschan, wird aber mehrheitlich von christlichen Armeniern bewohnt. Beide Länder, Aserbaidschan und Armenien, beanspruchen das Gebiet für sich. Die armenische Kirche in Deutschland hat nach eigenen Angaben rund 60.000 Mitglieder.