Missbrauch von Zwölfjähriger: Priester zu Bewährungsstrafe verurteilt

Missbrauch von Zwölfjähriger: Priester zu Bewährungsstrafe verurteilt

Bad Kissingen (epd). Das Amtsgericht Bad Kissingen hat am Donnerstag einen katholischen Priester wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes in zwei Fällen zu einer Bewährungsstrafe von insgesamt 16 Monaten verurteilt. Laut Gericht soll es zwischen dem Kaplan und einem damals zwölfjährigen Mädchen in einem Fall zu einem Zungenkuss und in einem zweiten Fall zu einem "heftigeren Petting" gekommen sein, sagte der Direktor des Amtsgerichts Bad Kissingen, Reinhard Oberndorfer, der auch den Fall verhandelt hat, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig (AZ: 8 Js 1298/19).

Der Richter nannte die Sachlage verzwickt, deshalb sei auch die Strafe bei einem Strafrahmen von einem halben Jahr bis hin zu zehn Jahren Freiheitsstrafe relativ mild ausgefallen. Die Taten sollen sich in den Jahren 2010 und 2011 ereignet haben, also vor fast zehn Jahren. Die heute 22-jährige Frau habe vor Gericht ausgesagt, dass sie sich in den damaligen Kaplan verliebt hatte und "ziemlich hartnäckig" mit ihren Annäherungsversuchen gewesen sei. Die beiden hatten nach dem 18. Geburtstag der Frau noch eine sexuelle Beziehung, bis dann 2019 die Vorwürfe gegen den Mann bekanntwurden.

Grundlage für die Ermittlungen in diesem Fall bildeten die Akten, die das Bistum Würzburg - wie alle bayerischen Bistümer und Erzbistümer - nach Veröffentlichung der Missbrauchsstudie der Bischofkonferenz an die Staatsanwaltschaften übergeben hatte. Bereits Ende Februar hatte Würzburgs Bischof Franz Jung dem nun verurteilten Priester verboten, seinen Beruf weiter auszuüben. Außerdem wurde eine kirchenrechtliche Voruntersuchung angeordnet. Ob der Mann überhaupt noch einmal als Priester tätig sein darf, ist noch unklar.