Berlin/Düsseldorf (epd). Nach den nächtlichen Krawallen in Frankfurt und Stuttgart plädiert die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD), für eine zurückhaltende Polizeistrategie. Die Polizei sollte "den Weg der Deeskalation gehen", sagte Dreyer den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag). Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) indes hält die jüngsten Ausschreitungen für die Folge eines über Jahre zu weichen Vorgehens der Polizei gegen Regelverstöße.
Der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Samstag) sagte Kretschmer: "Wir müssen unsere Werte, unsere Regeln bereits im Kleinen durchsetzen." "Wenn das über Jahre nicht geschieht, wenn man in kleinen Gruppen lärmend im Park sitzen und Alkohol trinken und Drogen nehmen kann und nie einer kommt und sagt, dass Schluss ist, dann werden aus 50 Leuten 500 oder mehr", sagte der CDU-Politiker.
In Frankfurt und Stuttgart war es in den vergangenen Wochen zu schweren Ausschreitungen gekommen. Gruppen junger Erwachsener randalierten in beiden Städten, verletzten Polizisten und richteten teils schwere Schäden an Fahrzeugen, Straßen, Plätzen und Geschäften an. In Frankfurt gilt als Reaktion auf die Randale vom vergangenen Wochenende nun ein nächtliches Betretungsverbot für den Opernplatz jeweils in den Nächten zu Samstag und Sonntag.
Dreyer sagte, es gehe ja vor allem um eine Gruppe von Menschen, die unzufrieden sind, weil sie wegen Corona nicht feiern können. "Da hat sich Frust angestaut und auch Hass auf Behörden und die sogenannte Obrigkeit", sagte sie. Rheinland-Pfalz habe gute Erfahrungen damit gemacht, die Sperrstunden von Kneipen aufzuheben. "Bei uns hat das die Lage beruhigt und zeigt deeskalierende Wirkung. Ob das auch in Großstädten wie Stuttgart oder Frankfurt funktioniert, kann ich nicht sagen", räumte sie ein.
epd kfr