Aidshilfe fordert bessere Gesundheitsversorgung für Drogenabhängige

Aidshilfe fordert bessere Gesundheitsversorgung für Drogenabhängige

Berlin (epd). Die Deutsche Aidshilfe ruft Bund, Länder und Kommunen auf, Drogenabhängigen den Zugang zur medizinischen Versorgung zu erleichtern - auch Inhaftierten und Abhängigen ohne Krankenversicherung oder Papiere. Viele Drogentote verlören ihr Leben, weil sie keine Gesundheitsversorgung erhalten, erklärte die Deutsche Aidshilfe am Montag anlässlich des Internationalen Gedenktags für verstorbene Drogenabhängige, der am Dienstag stattfindet.

"Gesundheit ist ein Menschenrecht und daher nicht verhandelbar", mahnte Aidshilfe-Vorstand Winfried Holz und verlangte unter anderem einen leichteren Zugang zu Ersatztherapien, ein Recht auf HIV- und Hepatitis-C-Behandlungen, mehr Drogenräume, die Vergabe von sauberen Spritzbestecken und die Regelvergabe von Naloxon-Nasenspray auch an Ersthelfer etwa bei der Drogenhilfe und der Polizei, weil es bei einer Überdosis Leben retten könne.

Holz zufolge erhält nur die Hälfte der rund 160.000 Drogenabhängigen eine Substitutionstherapie, bei der Heroin durch ein Medikament ersetzt wird. Als Gründe sieht er die Pflicht, sich täglich das Ersatzpräparat bei Ärzten oder Apotheken abholen zu müssen, und die Erwartung, einen parallelen Alkohol- oder Medikamentenkonsum schnell zu reduzieren. Zwar habe die Corona-Krise einige Erleichterungen gebracht. Unter anderem habe es mehr Notfallsubstitutionen und die Möglichkeit gegeben, mehr Ersatzpräparate mit nach Hause zu nehmen. Das müsse jetzt aber verstetigt werden.

Drogenkonsumenten aus Kriegs- und Krisenregionen wie Syrien, Afghanistan und dem Iran, aber auch aus Osteuropa, erhalten Holz zufolge in der Regel nur eine medizinische Notversorgung und keine Substitutionsbehandlung oder Psychotherapie. Dabei seien Traumata oder schwere psychische Belastungen oft ein Grund für Drogenkonsum, mahnte er. "Jährlich die Zahl der Drogentoten zu beklagen, bleibt ein Lippenbekenntnis, so lange nicht alle Möglichkeiten fürs Überleben ausgeschöpft werden", sagte Holz.

Im zurückliegenden Jahr starben in Deutschland laut Deutscher Hauptstelle für Suchtfragen 1.400 Menschen an Drogen, ein Plus von 9,6 Prozent gegenüber 2018. Am Internationalen Gedenktag für verstorbene Drogenabhängige finden weltweit Gedenk- und Informationsveranstaltungen statt.