Barbusiger Protest gegen umstrittenen Bremer Pastor

Barbusiger Protest gegen umstrittenen Bremer Pastor

Bremen (epd). Eine einzelne Aktivistin hat am Sonntag eine besondere Form des Protests gegen den umstrittenen Bremer Pastor Olaf Latzel gewählt. Um ihre Ablehnung kundzutun, tauchte sie mit in Regenbogenfarben bemalten nackten Brüsten bei einem Gottesdienst der evangelischen St.-Martini-Kirche in Bremen auf. Was Latzel predige, sei "ein Unding", sagte die Demonstrantin dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Der 52-jährige Theologe hatte im Oktober des vergangenen Jahres während eines "Ehe-Seminars" homosexuelle Menschen diffamiert. Die Staatsanwaltschaft hat ihn deshalb wegen Volksverhetzung und Verletzung der Menschenwürde in der vergangenen Woche angeklagt. "Wir befinden uns in einer schweren Auseinandersetzung", erklärte am Sonntag nach dem Gottesdienst Martini-Kirchenvorsteher Jürgen Fischer.

Nach der Anklage seien Kirchenleitung und Gemeinde in einem Dienstgespräch übereingekommen, dass der Pastor vom 9. Juli bis zum 24. August in den Urlaub gehe, erläuterte Fischer. Disziplinarrechtliche Schritte werde es in dieser Zeit nicht geben. Für Mitte August habe man sich erneut zu einem Dienstgespräch verabredet, um über das weitere Vorgehen zu reden. Latzel hatte am Sonntag noch einmal gepredigt.

Die Klage wurde vor dem Amtsgericht in Bremen eingereicht, das nun prüft, ob es ein Gerichtsverfahren eröffnet. Im Verlauf des Seminares, das über Monate als Audio-Mitschnitt auf dem Youtube-Kanal des Pastors abrufbar war, hatte er homosexuelle Menschen als Verbrecher und "todeswürdig" bezeichnet. Später hatte er sich entschuldigt und von einem Missverständnis gesprochen.

Die Bremische Evangelische Kirche hat ein Disziplinarverfahren gegen ihren Pastor eingeleitet, das bis zu einem Urteil des Gerichtes aber ruht. Falls es ein Verfahren gebe, so nicht vor dem letzten Quartal des laufenden Jahres, sagte eine Gerichtssprecherin dem epd.

Latzel sollte eigentlich in den nächsten Wochen noch mehrfach predigen. Dass dies jetzt nicht geschehe "war nicht vorgesehen", sagte er nach seiner letzten Predigt vor seinem Urlaub. Am Freitag hatte Bremens leitender evangelischer Theologe Bernd Kuschnerus gesagt, der Tatvorwurf und die Klage seien schwerwiegend.