Forscher: Innenstädte beleben sich unterschiedlich

Forscher: Innenstädte beleben sich unterschiedlich

Kiel (epd). Die deutschen Innenstädte beleben sich nach den ersten Corona-Lockerungen für den Einzelhandel sehr unterschiedlich. So habe die Lockerung in Nordrhein-Westfalen deutlich stärkere Effekte gebracht als in Bayern, sagte der Präsident des Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Gabriel Felbermayr, am Donnerstag in Kiel. Grundlage sind die Zahlen des IfW Corona-Datenmonitors.

In München wurde nach der Lockerung nur ein Anteil von 13 Prozent des üblichen Passantenaufkommens registriert, der niedrigste Wert unter den 21 beobachteten deutschen Großstädten. Vor den Lockerungen wies die bayerische Landeshauptstadt mit acht Prozent ebenfalls den niedrigsten Wert auf. In der Mannheimer Innenstadt wurde dagegen nach den Lockerungen ein Anteil von 56 Prozent des üblichen Passantenaufkommens gemessen, der höchste Wert. Schon beim harten Lockdown waren es hier bereits 28 Prozent.

Hamburg hatte beim harten Lockdown mit elf Prozent der Passanten den zweitniedrigsten Wert nach München. Hier ergaben die Lockerungen eine Steigerung auf 36 Prozent des sonst üblichen Werts. Größer ist die Steigerung in Mainz: Hier kletterte der Wert von zwölf auf 45 Prozent. Den größten Sprung machte allerdings Hannover: 17 Prozent der sonst üblichen Passantenzahl waren es vor den Lockerungen, 54 Prozent danach.

In Frankfurt am Main besuchten auch beim harten Lockdown noch 29 Prozent der Passanten die City, der höchste Wert unter den Großstädten. Jetzt liegt er bei 51 Prozent. Berlin liegt im Mittelfeld: Vor den Lockerungen waren es 18 Prozent, danach 27 Prozent. In Karlsruhe sank der Anteil nach den Lockerungen leicht von 23 auf 21 Prozent der sonst üblichen Passantenzahl.

"Der Einzelhandel kann etwas aufatmen", sagte Felbermayr. Mit der Anzahl von Passanten steige auch der Verkauf. Die tatsächlichen Umsätze könnten sogar noch etwas höher sein, wenn die Kunden ihre Ausgaben pro Innenstadtbesuch im Vergleich zur Normalsituation erhöhen. In allen untersuchten Städten sei das Niveau aber noch "weiter unter Normal". Dies könnte daran liegen, dass die Gastronomie weiterhin geschlossen hat. Felbermayr: "Außerdem dürfte es eine Weile dauern, bis die Konsumenten ihre Angst vor Ansteckung überwunden haben."

Das IfW in Kiel wertet seit Beginn der Corona-Krise Daten des Kölner Start-up-Unternehmens hystreet.com aus. Mit Hilfe von Laserscannern wird die Anzahl der Passanten bestimmt, die 118 zentrale Stellen in 57 deutschen Innenstädten passieren. Parks oder andere Erholungsorte zählen nicht dazu.