Termin für Lockerung der Corona-Auflagen weiter offen

Termin für Lockerung der Corona-Auflagen weiter offen
Nordrhein-westfälischer Expertenrat spricht für schrittweise Rückkehr
Politiker und Experten diskutieren, wie nach dem Corona-Lockdown eine Rückkehr zur Normalität aussehen kann. Pläne für die Zeit danach nehmen langsam Gestalt an. Doch wann und für wen Kontaktverbote gelockert werden, blieb an Ostern noch unklar.

Düsseldorf (epd). In der Debatte über eine Lockerung der Corona-Auflagen zeichnet sich ein Vorgehen in kleinen Schritten ab. Ab wann die bis 19. April geltenden Kontaktbeschränkungen geändert und Einrichtungen wieder geöffnet werden, blieb aber auch am Sonntag unklar. Bund und Länder wollen am Mittwoch darüber beraten. Der nordrhein-westfälische Expertenrat Corona spricht sich für eine schrittweise Öffnung des sozialen und öffentlichen Lebens aus. Zahlreiche Prominente über 70 plädierten indes dafür, dass Ältere auch nach einer Lockerung noch einige Zeit freiwillig zu Hause bleiben sollten.

Der NRW-Expertenrat macht zur Voraussetzung, dass das Gesundheitssystem mit dem Infektionsgeschehen der Corona-Pandemie absehbar nicht überfordert und ein besseres Monitoring der Krise möglich ist. Dann könne ein Weg darin bestehen, einzelne Bereiche des öffentlichen Lebens nach und nach wieder zuzulassen, heißt es in dem Bericht, der dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Bildungseinrichtungen sollten so schnell wie möglich schrittweise wieder öffnen, unter Einhaltung hoher Schutzstandards. Bei den Hochschulen sei, wo immer möglich, weiter auf digitale Lehrveranstaltungen zu setzen. Konzerte und Theater könnten gegebenenfalls mit Abstandsregeln und begrenzter Besucherzahl stattfinden.

Die Experten plädieren für eine Ausweitung wissenschaftlicher Studien zum Coronavirus sowie die Entwicklung und den Ausbau weiterer Testverfahren. Als Zielmarke werden bis zu 500.000 Tests pro Tag genannt. An den Beratungen des zwölfköpfigen Expertenrats hatte auch Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) teilgenommen. Zuerst hatte die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" darüber berichtet.

Auch der Städte- und Gemeindebund spricht sich für flächendeckende Corona-Tests als Voraussetzung für eine Lockerung aus. Bis Ende Mai müssten die Tests von derzeit 60.000 auf 500.000 pro Tag hochgefahren werden, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag online, Dienstag Print). Auch Städtetagspräsident Burkhard Jung (SPD) sprach sich für einen Stufenplan beim Ausstieg aus den Kontaktbeschränkungen aus.

Unterdessen lobte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Deutschen für ihre Disziplin. Wann und wie die seit Mitte März geltenden Einschränkungen gelockert werden können, darüber würden nicht allein Politiker und Experten entscheiden. "Sondern wir alle haben das in der Hand, durch unsere Geduld und Disziplin - gerade jetzt, wenn es uns am schwersten fällt", sagte er in einer Fernsehansprache. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) mahnte zu Geduld. "Es wird auch nach den Osterferien nicht einfach so weitergehen können wie vorher." "Wer zu früh lockert, riskiert einen Rückfall", fügte er hinzu.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, lenkte den Blick auf mögliche soziale Verwerfungen. Wohlhabende sollten zur Bewältigung der Folgen der Pandemie mehr beitragen als die übrige Bevölkerung, sagte er. "Man darf sich keine Illusionen machen, wenn die Krise vorüber ist, wird es eine riesige Solidaritätsanstrengung brauchen, und ich hoffe, dass wir alle dazu bereit sind. Besonders die, denen es finanziell gutgeht", sagte Bedford-Strohm der "Süddeutschen Zeitung" (Samstag).

Am Mittwoch wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder beraten, ob die Kontakt- und Bewegungseinschränkungen beibehalten oder gelockert werden. Zur Eindämmung der Corona-Pandemie sind seit Mitte März Schulen und Kindertagesstätten geschlossen. Kurz darauf wurden Schließungen von Einzelhandelsgeschäften und Restaurants verfügt sowie Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen erlassen. Seit 22. März gilt bundesweit, dass Aufenthalte im Freien nur noch allein, zu zweit oder mit den Personen aus dem eigenen Haushalt erlaubt sind. Je nach Bundesland und Region gibt es im Detail verschiedene Regelungen.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte, Kinder und Jugendliche würden früher mehr Bewegungsfreiheit haben als alte Menschen und Leute mit Vorerkrankungen. "Diese müssen wir deutlich länger schützen", sagte von der Leyen in einem Interview der "Bild am Sonntag". Solange es keinen Impfstoff gebe, müssten Kontakte zu Senioren so weit es geht eingeschränkt bleiben.

Mehrere Prominente über 70 haben an die ältere Generation appelliert, auch nach einer Lockerung der Corona-Maßnahmen freiwillig zu Hause zu bleiben. "Die Jungen, Gesunden und Immunisierten sollen zügig zu einem normalen und selbstbestimmten Leben zurückkehren dürfen", heißt es in einem Aufruf von 28 Unternehmern, Managern, Sportlern, Journalisten, Gewerkschaftern, Kirchenvertretern und Politikern in der "Bild am Sonntag". Zu den Unterstützern gehören BASF-Aufsichtsratschef Jürgen Hambrecht, SAP-Gründer Dietmar Hopp, Verleger Hubert Burda, die Unternehmerin Doris Leibinger (Trumpf-Gruppe) und der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende, Altbischof Wolfgang Huber.

epd lde/kfr/et