Berliner Bischof sieht neuen Konsens in Corona-Krise

Berliner Bischof sieht neuen Konsens in Corona-Krise
10.04.2020
epd
epd-Gespräch: Jens Büttner

Berlin (epd). Berlins evangelischer Bischof Christian Stäblein nimmt in der Corona-Krise eine neue gesellschaftliche Einigkeit wahr. Die Krise zeige, "wie einig wir uns dann doch in bestimmten Grundfragen sind", sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Das Miteinander in dieser Krise beweise, "dass die vielbeschworene Spaltung nicht so stark ist wie gedacht". Die jetzige Situation führe vor Augen, "dass es offensichtlich doch gemeinsame Dinge gibt, die uns mehr tragen als es uns manchmal bewusst ist", fügte der leitende Geistliche der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz hinzu.

Zugleich sprach sich der Berliner Bischof für rasche Überlegungen zur Lockerung der Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie aus. "Die jetzige Situation fällt uns allen nicht leicht", sagte er. Verzicht werde in Verantwortung für die Schwächsten in der Gesellschaft geübt, um Menschen vor Ansteckung zu schützen. Trotzdem blieben Schmerz und Verzicht etwa darüber, "dass wir momentan unsere Gottesdienste nicht in der gewohnten Gemeinschaft feiern können".

"Wir müssen immer wieder schauen, ob es noch richtig ist, was wir gerade tun. Das kann sich ja nicht von selber verstetigen", mahnte Stäblein. Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz fügte hinzu: "Wir möchten, sobald es wieder möglich ist, Gottesdienste feiern, wenn vielleicht auch erst einmal nur in kleiner Gemeinschaft."

Zu den wirtschaftlichen Folgen der Krise für die Kirchen sagte der Theologe, erste Schätzungen gingen von einem möglichen Rückgang der Kirchensteuer von 10 bis 15 Prozent aus. Auch bei den Kollekten sei ein Rückgang zu verzeichnen: "Diese kommen ja oft diakonischen Zwecken zugute, daher ist der Einbruch sehr bitter." Viele Effekte der jetzigen Situation würden sich zudem erst mit zeitlicher Verzögerung zeigen. "Wir versuchen uns wie die Wirtschaft und die gesamte Gesellschaft auf Zeiträume einzustellen, die nicht nur dieses Jahr umfassen", sagte der Bischof.

Die bereits zuvor geführte Debatte um die Konzentration kirchlicher Arbeit werde nach der Corona-Krise "noch deutlich an Schwung gewinnen müssen". Stäblein unterstrich: "Wir müssen wahrscheinlich schneller als bisher gedacht zu Lösungen kommen." Dies solle allerdings wie bisher "im guten, synodalen evangelischen Miteinander und in Mitsprache der vielen geschehen und kein Verteilungskampf zwischen kirchlichen Aufgaben werden".